Newsticker Corona-Impfung Landkreis Osterholz

Foto: Angelo Esslinger


08.04.2021: Impfzentrum OHZ jetzt bei 13.032 Erst- (11.4 %) und 5.815 (5.1 %). Zweitimpfungen. Hinzu kommen Impfungen durch Hausärzt:innen seit dem 05.04. Zum Vergleich: Erstimpfungen Niedersachsen 13.3 %, Deutschland 13.8 % (beides inkl. HA-Impfungen).
12.03.2021: Landkreis Osterholz jetzt bei 7.550 Erst- (6.62 %) und 2.842 Zweitimpfungen. Zum Vergleich: Erstimpfungen Niedersachsen 6.7 %, Deutschland 7.2 %.
08.03.2021: Im Kreisgebiet wurden bislang insgesamt 6.600 Personen (5.79 %) erst- und 2.293 Personen zweitgeimpft. Vergleich Erstimpfungen: Niedersachsen 5.8 %, Deutschland 6.2 %.
27.02.2021: Bis inkl. 25.02. sind 4.697 Erst- und 2.124 Zweitimpfungen erfolgt. Damit haben gut 4 % der Landkreisbewohner ihre Erstdosis bekommen.
15.02.2021: Bis inkl. 12.02. sind 2.387 Erst- und 1.869 Zweitimpfungen erfolgt. Damit haben 2.09 % der Landkreisbewohner ihre Erstdosis bekommen (zum Vergleich: Niedersachsen 2.5 %, Deutschland 3.1 %).
08.02.2021: Bis inkl. 05.02. sind im LK OHZ 2.244 Erst- und 1.029 Zweitimpfungen erfolgt. Am 15.02. öffnet das Impfzentrum in der Stadthalle, Termine werden zunächst an Personen vergeben, die schon auf der Warteliste der Hotline stehen.
29.01.2021: Bis inkl. 27.01. sind im LK 2214 Erst- und 219 Zweitimpfungen erfolgt.
28.01.2021: Der als „Beginn der Terminvergabe“ propagierte heutige Donnerstag war schlichtweg eine Katastrophe. Die Hotline hoffnungslos überlastet und www.impfportal-niedersachsen.de zunächst Std. blockiert, nachmittags dann außerstande, einen Termin für OHZ zu vergeben. Vor dem 8.2. wird OHZ vermutlich keinen Impfstoff erhalten, mehr Details hier.
23.01.2021: Der Nds. Krisenstab rechnet mit Problemen zu Beginn der Terminvergabe am Donnerstag (28.01.). Das www.impfportal-niedersachsen.de und die ca. 300 Mitarbeiter der Hotline Tel 0800 99 88 665 werden voraussichtlich überlastet sein. Aktuell reiche der Impfstoff für ca. 30.000 Termine pro Woche (für den LK OHZ rechnerisch also 430/Wo.).
17.01.2021: Das Paul-Ehrlich-Insitut hat den 2. Sicherheitsbericht für den Zeitraum bis zum 10.01. veröffentlicht: 913 unerwünschte Reaktionen (im Mittel 2,8 pro Meldung), davon 51 schwerwiegende. Melderate für Einzelfallmeldungen 0,53/1.000 Impfungen, für schwerwiegende 0,08/1.000 Impfungen.
16.01.2021: Stand gestern in D/Nds 1.048.160/86.035 Impfungen, pro 100.000 Einw. sind das 1.260/1.076. Scheinbar sollen die Impfzentren in Niedersachsen wirklich erst im Februar öffnen. Anmeldungen nach derzeitigem Stand erst ab 28.1. auf www.impfportal-niedersachsen.de oder unter Tel 0800 99 88 665 möglich.
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Was bringen Corona-Schnelltests?

Testabstrich
Abb. 1: Corona-Abstrich(Foto: Andreas Brockmann / DRK)
Über Corona-Schnelltests, genauer Point of Care Antigentests auf Coronavirus SARS-CoV-2 oder POC AG-Tests auf SARS-CoV-2 hört und liest man derzeit viel. Positives und Negatives … und leider auch viel Falsches.

Bei systematischer und breitflächiger Anwendung sind Schnelltests ein nützlicher Baustein zur Pandemie-Eindämmung. Nicht mehr und nicht weniger. Man muss sie nur sinnvoll einsetzen und die Ergebnisse richtig bewerten. Das allerdings ist nicht eben trivial, es setzt doch etwas tiefergehende Kenntnisse über die Infektionscharakteristik des Virus, die verfügbaren Nachweismethoden und Statistik voraus.
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Corona-Wasserstand Landkreis Osterholz 23.01.2021

Corona-Zahlen Landkreis Osterholz
Neuinfektionen im Landkreis Osterholz (Quelle: NLGA)

Bisherige Corona-Infektionen 1.553 (+14), 8 neue Meldungen für den gestrigen Freitag und +7 für den 21.1., -1 für den 20.01.. Nach erforderlicher Korrektur sind 7-Tage-Mittel (9,7) und Inzidenzwert (59,7) unverändert. Beim Vergleich der aktuellen Inzidenzwerte rutschen wir in Niedersachsen vom 13. auf den 16. Platz.


Mit Covid-19 verstorben sind bislang 38 (±0) Landkreis-Bewohner.

Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 0,1 %

Szenario: Schnelltest bei sehr geringer Corona-Inzidenz

Beispiele: Neuseeland im Dezember 2020, Insel oder Hallig ohne Fährverbindung, Einsiedler oder Menschen in strikter Quarantäne >3 Wochen.

Selbst im Januar 2020 gibt es „Zero Covid“-Regionen mit einer Corona-Prävalenz von ≤0,1 %. Bei 1.000 Schnelltests würden sich dort höchstens 11 positive und mindestens 989 negative Resultate ergeben:

AG-Schnelltest bei 0,1 % Prävalenz
AG-Test bei einer Prävalenz von 0,1 %

In einem solchen Test-Szenario wäre also die überwiegende Mehrheit der positiven Tests falsch-positiv, während so gut wie alle negativen Tests korrekt wären. Mit höchstens einem „Treffer“ bei 1.000 Tests wäre der Aufwand zwar sehr hoch, auf der anderen Seite aber eine durchaus probate Strategie, um die „Zero Covid“-Strategie durchzuhalten.

Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 20,7 %

Szenario: Schnelltest bei symptomatischen Patienten

Beispiel: Notaufnahme einer internistischen Abteilung.

Im November 2020 lag die Corona-Prävalenz in der Notaufnahme bei z. B. 20,7 %, 1.000 Schnelltests würden 174 positive und 826 negative Resultate ergeben:

AG-Schnelltest bei 20,7 % Prävalenz
AG-Test bei einer Prävalenz von 20,7 %

In einem solchen Szenario kann der Schnelltest für akute Entscheidungen hilfreich sein, insbesondere bei positiv Getesteten. Mit 5 % falsch negativen Befunden ist er aber nicht annähernd sicher genug, um einen Eintrag in die Klinik zu verhindern. Schon aus diesem Grund wird er immer um einen PCR-Test ergänzt werden, sofern die Kapazitäten es erlauben.

Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 11,5 %

Szenario: Schnelltest statt PCR-Test

Beispiele: Covid-Verdacht, Kontaktpersonen, „Freitesten“ aus Quarantäne, vor oder bei Aufnahme in Klinik oder Pflegeeinrichtung.

In dieser sehr gemischten Gruppe liegt die Corona-Prävalenz etwa in Höhe der aktuellen Test-Positivrate von 11,5 % (Stand Dezember 2020). 1.000 Schnelltests würden 101 positive und 899 negative Resultate ergeben:

AG-Schnelltest bei 11,5 % Prävalenz
AG-Test bei einer Prävalenz von 11,5 %

Im Vergleich zur geringeren Prävalenz von 1 % steigt mit der Prävalenz auch die Quote falsch negativer Testergebnisse (23 von Tausend), falsch positive hingegen fallen weniger ins Gewicht: Nur noch 9 von 101 positiven Befunden wären falsch, was wegen der Überprüfung mittels PCR akzeptabel ist. Je nach Situation durchaus problematisch sind aber >2 % falsch negative Befunde, wenn sie ohne Not hingenommen werden. Nicht umsonst setzt die Nationale Teststrategie für dieses Szenario vorzugshalber auf PCR-Tests, sofern die Kapazitäten ausreichen und das Testergebnis abgewartet werden kann.

Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 1 %

Szenario 1: Test ohne Anlass

Beispiel: Regelmäßige Tests bei asymptomatischen Mitarbeiter*innen in Pflegeeinrichtungen/Kliniken oder Schüler*innen/Lehrer*innen.

Ende Dezember 2020 haben wir im Landkreis Osterholz ca. 250 bekannte aktive Infektionen, in Anbetracht einer 4- bis 6-fach höheren Dunkelziffer vermutlich also 1.250 Fälle oder 1 % der Landkreis-Bewohner. Bei einer derartigen Prävalenz von 1 % würden 1.000 Schnelltests mit einer Sensitivität von 80 % und einer Spezifität von 99 % insgesamt 18 positive und 982 negative Befunde ergeben:

AG-Schnelltest bei 1 % Prävalenz
AG-Test bei einer Prävalenz von 1 %

Wie immer bei sehr geringer Prävalenz spielen falsch negative Testergebnisse (2 von Tausend) praktisch keine Rolle, wohl aber falsch positive: Von 18 positiven Befunden wären 8 korrekt und 10 falsch. Da jeder positive Schnelltest mittels PCR überprüft wird, ist das aber kein Beinbruch: Die vorsorgliche Isolierung der falsch positiv Getesteten kann nach 1-2 Tagen beendet werden.

Vergleicht man die „Anlasslose Schnelltest-Strategie“ mit der „Gar-nicht-testen-Strategie“, liegen die Vorteile auf der Hand: Bereits 15 Minuten nach dem Test können 80 % der Infektionsketten unterbrochen werden. Nimmt man eine mittlere Dauer der Infektiosität von 3 Tagen ab Testzeitpunkt an, kann man allen Kontaktpersonen 24 Tage Ansteckungsrisiko ersparen. Als Nachteil muss mit einer retrospektiv unnötigen Quarantäne von ca. 12 Arbeits- oder Unterrichtstagen gerechnet werden.

Vergleicht man die „Schnelltest-Strategie“ mit einer „PCR-Test-Strategie“, so würde letztere zwar alle Infizierten erkennen, aber erst nach durchschnittlich einem Arbeits- bzw. Schultag. Kontaktpersonen würde man dann nur 20 Tage Ansteckungsrisiko ersparen, allerdings ohne unnötige Quarantäne auszulösen.

Szenario 2: Schnelltest mit besonderem Anlass bei Asymptomatischen

Beispiel: Vor dem Familie-Weihnachten mit Oma & Opa, vor Pflegeheim- oder Klinikbesuch.

Auch in dieser Gruppe wäre die Corona-Prävalenz derzeit ca. 1 %, so dass mit ähnlichen Testergebnissen wie in Szenario 1 zu rechnen ist. Je vulnerabler allerdings die zu schützenden Personen und je infektionsträchtiger der Anlass (Dauer und Häufigkeit, Raumgröße, Mund-Nasen-Schutz etc.), umso genauer müssen die Besonderheiten jedweder Teststrategie beachtet werden:

  1. Ein negativer Schnelltest bietet (fast) nur am Tag des Abstriches hinreichende Sicherheit.
  2. Ein negativer PCR-Test ist auch nur sicher, wenn 3 Tage vor dem Test und zwischen Abstrich und geplantem Besuch keine infektionsträchtigen Kontakte stattgefunden haben.

Corona-Wasserstand Landkreis Osterholz 22.12.2020

Corona-Zahlen Landkreis Osterholz
Neuinfektionen im Landkreis Osterholz (Quelle: NLGA 22. Dez. 2020 09:00 Uhr - Vorsicht: Meldeverzug)

1238 (+6) Corona-Infektionen gemeldet, alle neuen vom gestrigen Montag. Inzidenzwert (93,0) und 7-Tage-Mittel (15,1) steigen leicht, bleiben aber noch im Abwärtstrendkanal. Im Niedersachsenvergleich fallen wir vom 20. auf den 21. Platz unter 45 Landkreisen und kreisfreien Städten. Die Zahl der mit Covid-19 verstorbenen Landkreis-Bewohner ist unverändert 23 (±).

Die Zahl der aktiv Infizierten ist mit 250 (±) unverändert, 7 (+1) von ihnen werden stationär behandelt. 1094 (-77) Personen sind wegen Kontaktes zu einem Infizierten (Kontaktperson Kategorie 1) in häuslicher Quarantäne.

Corona-Impfung im Landkreis Osterholz

Seit meinem ersten Artikel zur Impfkampagne am 9.12. hat sich Einiges getan, es gibt Neuigkeiten:

Impfstoffe und Zeitplan

Covid-Impfung

Foto: Nataliya Vaitkevich (via Pexels)

Die zwischenzeitlich publizierten Daten der Zulassungsstudien für BNT 162b2 von Pfizer/BioNTech und mRNA-1273 von ModernaXT (Einzelheiten hier und dort) sind vielversprechend. Die für Deutschland zuständige EMA wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor Weihnachten (BioNTech) bzw. Anfang Januar 2021 (Moderna) die jeweilige Conditional marketing authorisation erteilen.

Vermutlich wird am 27.12. bundesweit mit den Impfungen begonnen, zunächst mit dem Präparat von BioNTech/Pfizer, ab Mitte Januar auch mit dem von ModernaXT. Bei beiden sind zwei Impfungen im Abstand von 21 bzw. 28 Tagen erforderlich.

Impfzentrum Landkreis Osterholz

Stadthalle Osterholz-Scharmbeck
Stadthalle Osterholz-Scharmbeck: Impfzentrum für den Landkreis Osterholz
Die Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck ist für bis zu vier Impfstrecken vorbereitet. Jede Impfstrecke besteht aus einem Raum für das Arztgespräch und vier Räumen für die Impfung. Geplant sind vorerst 12 Impfungen pro Stunde je Impfstrecke. Anfangs könnten so maximal 384 Impflinge täglich versorgt werden, ab Tag 21 wegen der Wiederholungsimpfung nur noch 192. Für die Impfung von nicht gehfähigen Menschen und in Pflegeeinrichtungen sind zusätzliche mobile Teams geplant.

Impf-Priorität

Der Entwurf der STIKO-Impfempfehlung vom 7.12.2020 ist noch im Abstimmungsprozess.
Update 17.12.2020: Die STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung mit einer detaillierten Darstellung der 6 Impfindikationsgruppen und entsprechender Priorisierung ist heute online.
Update 18.12.2020: Am 18.12. wurde die Impfreihenfolge per Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der STIKO aufbaut und rückwirkend ab 15.12.2020 in Kraft treten soll. Sie lautet jetzt:

Höchste Priorität
  • Über 80-Jährige
  • Personen, die in stationären Einrichtungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind,
  • Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
  • Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Expositionsrisiko wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, als Leistungserbringer der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, SARS-CoV-2-Impfzentren und in Bereichen mit infektionsrelevanten Tätigkeiten
  • Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Menschen mit einem hohen Risiko behandeln, betreuen oder pflegen. (v.a. Hämato-Onkologie und Transplantationsmedizin.
Hohe Priorität
  • Über 70-Jährige
  • Personen mit Trisomie 21, mit Demenz oder geistiger Behinderung, nach einer Organtransplantation
  • Enge Kontaktpersonen von über 80-Jährigen oder Bewohnern von Alten- Pflegeheimen und Heimen für geistig Behinderte
  • Kontaktpersonen von Schwangeren
  • Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderter Menschen tätig sind oder im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen,
  • Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus SARS-CoV-2 tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in SARS-CoV-2-Testzentren
  • Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
  • Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
    Personen, die in Flüchlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind
Erhöhte Priorität
  • Über 60-Jährige
  • Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chron. Nierenerkrankung, chron. Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, div. Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma
  • Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Expositionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten
  • Personen in relevanter Position in Regierungen, Verwaltungen und den Verfassungsorganen, in Streitkräften, bei der Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und THW, Justiz
  • Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, im Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
  • Erzieher und Lehrer
  • Personen, mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen

Anmeldung und Terminvereinbarungen

Das Land Niedersachsen hat den CRM-Dienstleister Majorel mit der Logistik hinsichtlich des zentralen Terminmanagements beauftragt. Seit dem 17.12.2020 ist eine

Telefon-Hotline Rufnummer 0800 9988665

eingerichtet, die montags bis samstags 8-20 Uhr (Heiligabend 8-12 Uhr, an Feiertagen geschlossen) zur Verfügung steht.

Impftermine können erst vereinbart werden, wenn feststeht, ab wann der Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Die Terminvergabe erfolgt dann über Hotline und zu einem späteren Zeitpunkt auch über die zugehörige Online-Plattform. Dabei werden zunächst die persönlichen Daten erhoben. Anhand einer strukturierten Abfrage von Alter, möglichen Vorerkrankungen und Beruf soll dann eine Selbsteinschätzung der Impfberechtigung erfolgen. Je nachdem, ob man zu einer der lt. STIKO vorrangigen Personengruppen gehört, wird im nächsten Schritt ein Termin im Impfzentrum der Wahl vereinbart oder eine erneute spätere Anmeldung empfohlen.

Bei der Terminvergabe wird auch der Termin für die Folgeimpfung bereits festgelegt. Man erhält dann per E-Mail oder Post eine schriftliche Terminbestätigung inklusive QR-Code, diese muss beim Impftermin zusammen mit dem Personalausweis vorgelegt werden. Er dient dort der Identifikation und als digitaler Laufzettel.

Kurz vor dem Impftermin erfolgt noch eine Erinnerung per SMS, E-Mail oder Post mit alle wichtigen Informationen zum Impfzentrum. Die Online-Plattform verwaltet auch die Lagerbestände an Covid-19-Impfstoff in den einzelnen Impfzentren und löst bei Bedarf eine Nachlieferung aus.

Covid-Impfung unter Antikoagulation

Covid-Impfung

Foto: Angelo Esslinger (via Pixabay)

Die bevorstehende Impfung gegen Covid-19 wird -zumindest bei den ersten in Deutschland verfügbaren Impfstoffen- ausschließlich intramuskulär (i. m.) erfolgen, in aller Regel in den Deltamuskel des weniger benutzten Oberarmes. Derartige i.m.-Injektionen galten bislang vielen Ärzten und Patienten als unmöglich oder kontraindiziert, wenn blutverdünnende Medikamente (Antikoagulantien) genommen werden. Update 17.12.: Ich bin froh, dass die heute vorab online publizierte STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung vom 14.01.2021 dazu klar Stellung nimmt:

Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und keinesfalls intradermal, subkutan oder intravaskulär zu verabreichen. Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung ebenfalls i. m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle und einer anschließenden festen Komprimierung der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten erfolgen.

Antikoagulation hätte sonst bei der Corona-Impfkampagne zum Problem werden können, weil knapp 10 % der >80-jährigen Impflinge höchster Priorität unter einer solchen Antikoagulation stehen dürften.

Rein medizinisch ist das Problem mittlerweile weitgehend gelöst: vorhandene Daten hauptsächlich zur Grippeimpfung zeigen, dass i.m.-Injektionen auch unter Antikoagulantien nach Risiko-Nutzen-Abwägung durchaus sicher sind. Im Schadensfall jedoch ist durchaus von Belang, dass i.m-Injektionen in den Fachinformationen von Phenprocoumon (z. B. Marcumar®) ausdrücklich als kontraindiziert bezeichnet werden. Für die neuen oralen Antikoagulantien (Eliquis®, Lixiana®, Pradaxa® und Xarelto®) finden sich zwar keine entsprechenden Angaben, bei Eingriffen mit Blutungsgefahr werden aber durchweg Vorsichtsmaßnahmen empfohlen.

Als Nicht-Jurist hatte ich befürchtet, dass die Staatshaftung nach § 60 IfSG bei evtl. Blutungskomplikationen nicht zuverlässig greifen würde, wenn die althergebrachten und eher schwammig formulierten Empfehlungen von RKI oder PEI (Paul-Ehrlich-Institut) und GTH (Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung) beibehalten worden wären:

Sollte keine Zulassung für eine s.c.-Gabe vorliegen, kann die Impfung ggf. auch intramuskulär (i.m.) mit einer sehr feinen Injektions­kanüle und der anschließenden festen Komprimierung der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten erfolgen, wenn eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung zugunsten einer Impfung ausfällt.(RKI)

Eine allgemeine Empfehlung entgegen der expliziten Warnhinweise aus der Fachinformation von Marcumar kann … jedoch noch nicht gegeben werden. … Vor einer i.m. Gabe sollte der INR-Wert nicht >3,0 liegen und keine Kombination mit Plättchenaggregationshemmern eingenommen werden. Eine generelle Empfehlung, wie im Einzelfall zu handeln ist, kann daher derzeit nicht gegeben werden. Die ideale Vorgehensweise muss individuell in einem Gespräch zwischen Arzt und Patient gefunden werden.(PEI/GTH)

Impfärztinnne bzw. Impfärzte wären dann verpflichtet, am Tag der Impfung im Rahmen des Impfgesprächs eine „individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung“ vorzunehmen bzw. die „ideale Vorgehensweise“ festzulegen. Das ist aber völlig wirklichkeitsfremd, weil dazu die genaue Indikation für die Antikoagulation und oftmals aktuelle Laborwerte bekannt sein müssten. Im Zweifel müssen Klappenprothesen-Typen und Scores für das Schlaganfall- oder Thrombose-Risiko ermittelt und berücksichtigt werden. In meinen Augen unlösbar, zumal für das sog. Impfgespräch derzeit 3-5 Minuten veranschlagt werden.

Meine Empfehlung

Auf Grundlage der u.g. Daten und bisherigen Empfehlungen sehe ich das so:

Menschen unter Antikoagulantien sollten bei der Anmeldung zur Impfung aufgefordert werden, ihre Hausärztin bzw. ihren Hausarzt rechtzeitig vom Impftermin zu benachrichtigen. Diese/r sollte dann entscheiden, wie zu verfahren ist. Als Anhaltspunkte können gelten:

  • Bei Marcumar/Phenprocoumon/Sintrom/Warfarin in der Regel Impfung unter fortlaufender Therapie, INR möglichst im unteren, aber zuverlässig nicht oberhalb des Zielbereichs. Ausnahme: bei geringem Schlaganfall-/Thromboserisiko (z. B. CHADS-VASc-Score <3) Marcumar-Pause 5 Tage vor der Impfung.
  • Bei Eliquis/Lixiana/Pradaxa/Xarelto in der Regel 24 Std. Pause vor der Impfung und Wiederbeginn mit der nächsten Medikamenten-Dosis zur üblichen Zeit, sofern kein Hämatom an der Injektionsstelle bemerkt wird. Ausnahme: bei sehr hohem Schlaganfall-/Thromboserisiko (z.B. Thrombose in den letzten 6 Wochen oder CHADS-VASc-Score >8) Impfung unter fortlaufender Therapie
  • Unter ASS/Clopidogrel/Prasugrel/Brilique (keine Antikoagulantien, aber der Vollständigkeit halber) in der Regel Impfung unter fortlaufender Therapie. Ausnahme: Bei reiner Primärprophylaxe 7 Tage Pause und bei dualer Plättchenhemmung (gleichzeitige Einnahme von mehr als einem dieser Präparate) individuelle Risikoabwägung z. B. via DAPT-Score

Anhang

A Fachinformationen ausgewählter Antikoagulantien

Fachinformation Marcumar

Intramuskuläre Injektionen … dürfen unter der Behandlung mit Marcumar aufgrund der Gefahr massiver Blutungen nicht durchgeführt werden. (FI Marcumar)

Fachinformation Eliquis

Eliquis sollte mindestens 24 Stunden vor geplanten Operationen oder invasiven Eingriffen mit niedrigem Blutungsrisiko abgesetzt werden. Dies schließt Eingriffe ein, für die jegliche mögliche Blutung als minimal eingeschätzt wird, deren Lokalisation unkritisch ist oder die leicht zu kontrollieren ist.
Wenn die Operation bzw. der invasive Eingriff nicht verschoben werden kann, sollten unter Berücksichtigung des Blutungsrisikos entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Das Blutungsrisiko sollte gegen die Dringlichkeit des Eingriffes abgewogen werden.
Die Therapie mit Eliquis sollte, unter Berücksichtigung der klinischen Situation und ausreichender Hämostase, nach dem invasiven Eingriff bzw. der Operation so bald wie möglich wieder aufgenommen werden. (FI Eliquis)

Fachinformation Lixiana

Wenn die Antikoagulation zur Reduktion des Blutungsrisikos bei einem chirurgischen oder sonstigen Eingriff vorübergehend abgesetzt werden muss, dann ist Edoxaban so bald wie möglich und vorzugsweise mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff abzusetzen. Bei der Entscheidung, ob ein Eingriff bis 24 Stunden nach der letzten Dosis von Edoxaban verschoben werden sollte, ist das erhöhte Blutungsrisiko gegen die Dringlichkeit des Eingriffs abzuwägen. Nach dem chirurgischen oder sonstigen Eingriff ist die Behandlung mit Edoxaban wiederaufzunehmen, sobald eine entsprechende Hämostase erreicht ist, wobei zu beachten ist, dass die gerinnungshemmende therapeutische Wirkung von Edoxaban innerhalb von 1–2 Stunden einsetzt. (FI Lixiana)

B Situation in Großbritannien

Seitens der Hersteller ist in der REG 174 INFORMATION FOR UK HEALTHCARE PROFESSIONALS unter „General recommendations“ eine qualifizierte Nutzen/Risiko-Abwägung vorgesehen:

Individuals receiving anticoagulant therapy or those with a bleeding disorder that would contraindicate intramuscular injection, should not be given the vaccine unless the potential benefit clearly outweighs the risk of administration.

Sowohl British Heart Foundation („Charity Organisation“ vergleichbar der Deutschen Herzstiftung) als auch Public Health England („Executive Agency“ des UK-Gesundheitsministeriums) haben sich mit Beginn der UK-Impfkampagne vergleichsweise klar positioniert und die i.m.-Impfung als Regelfall auch für Menschen unter Antikoagulation und Plättchenhemmern deklariert.

Is the vaccine safe for people taking blood thinners like warfarin or other anticoagulants?
Like most vaccines, the coronavirus vaccine is injected into the muscle of your upper arm. As with any injection, there is some risk of bleeding. Injections into your muscle may bleed a little more than injections that are given under the skin, but less than those that are given into a vein. If you are taking a blood thinner such as warfarin, or a new anticoagulant, the bleeding may take a little longer to stop and you may get more bruising on your upper arm.
Is the vaccine safe for people taking blood thinners like clopidogrel or other antiplatelet drugs?
Yes. If you are taking an antiplatelet medication, such as clopidogrel, then the vaccine is safe for you to take. You may experience a little more bruising around the injection site. (British Heart Foundation)

Administering COVID-19 vaccine to individuals taking anticoagulants
Individuals on stable anticoagulation therapy, including individuals on warfarin who are up-to-date with their scheduled INR testing and whose latest INR was below the upper threshold of their therapeutic range, can receive intramuscular vaccination. If in any doubt, consult with the clinician responsible for prescribing or monitoring the individual’s anticoagulant therapy.(Public Health England)

Der NHS gab im September 2018 in der Broschüre Can small volume intramuscular injections be given to patients taking oral anticoagulants? praktische Hinweise.

Public Health England vermerkt zum Thema Influenza immunisation information including updates for public health professionals im Oktober 2020:

Es gibt keine Beweise dafür, dass die subkutane Route der Impfung bei Personen, die Antikoagulanzien einnehmen, sicherer ist als die intramuskuläre Route. Der subkutane Weg kann selbst mit einer Zunahme von lokalen Reaktionen verbunden sein.

Personen, die eine stabile Antikoagulationstherapie erhalten, einschließlich Personen, die Warfarin einnehmen, bei denen die regelmäßigen INR-Tests (International Normalised Ratio) auf dem neuesten Stand sind und deren letzter INR-Wert unter dem oberen Schwellenwert des therapeutischen Bereichs lag, können intramuskulär geimpft werden. Für die Impfung sollte eine feine Nadel (23 oder 25 Gauge) verwendet werden, gefolgt von einem festen Druck auf die Stelle (ohne Reiben) für mindestens 2 Minuten. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an den Arzt, der für die Verschreibung oder Überwachung der Antikoagulanzientherapie der Person verantwortlich ist. eigene Übersetzung

Einschlägige Studien

  • Casajuana et al. untersuchten randomisiert und einfach verblindet 229 Patienten unter oraler Antikoagulation (Acenocoumarol oder Warfarin), denen eine Grippeimpfung entweder subkutan oder intramuskulär (M. deltoideus) verabreicht wurde.(1). Hautläsionen (z. B. Erytheme) 24 Stunden nach Injektion traten nach s.c-Injektion bei 37,4 % und nach i.m.-Injektion bei 17,4 % der Patienten auf (number needed to harm 5 [95 % Konfidenzintervall 3,1-11,3]). Größere Nebenwirkungen traten nicht auf, bei 2 Patienten in der s.c.-Gruppe und 1 Patienten in der i.m.-Gruppe trat ein Hämatom auf.
  • Iorio et al. haben 104 Patienten unter Warfarin-Therapie randomisiert und doppelblind entweder Influenza-Impfstoff oder Placebo und nach 14 Tagen cross-over die jeweils andere Substanz. in den Deltamuskel injeziert. (2). Innerhalb weitere 4 Wochen wurden keine größeren Blutungsereignisse beobachtet.
  • Raj et al. haben 41 Männer unter Warfarin-Therapie 0,5 ml eines Grippeimpfstoffes i. m. in den M. deltoideus injeziert, gefolgt 5-minütigem festen Druck. (3). Innerhalb der folgenden 14 Tage traten keine lokalen Blutungen oder Veränderungen des Armumfangs auf.
  • Delafuente et al. impften einfachblind 26 Männer im Alter ≥60 Jahre unter Warfarin-Therapie mit 0,5 mL Grippeimpfstoff intramuskulär (n=13) oder subkutan (n=13) in die Deltaregion. (4). In beiden Gruppen berichteten jeweils 3 Patienten über Unbehagen oder Schmerzen an der Einstichstelle, lokale Blutungen wurden nicht festgestellt. Bei 10 Impflingen der i.m.-Gruppe wurden im Telefoninterview nach 2 Tagen weder Blutung noch Bluterguss oder Schwellung beschrieben.
  • Paliani et al. berichteten 2003 über ihre Fall-Kontroll-Studie aus der Grippesaison 2001-02 bei Patienten unter Antikoagulation (Warfarin 98 %, Acenocoumarol 2 %). (5). 90 Patienten (mittlerer INR 2,79 ± 0,83) nach Grippeimpfung wurden mit 45 adjustierten Kontrollen ohne Impfung verglichen. Die Impfung führte 7-10 Tage nach Impfung zu einem INR-Anstieg um 0,56. Blutungsepisoden (Nasenbluten und Muskelhämatom) traten bei 2 Pat. auf.
  • Kuo et al. kommen 2012 in einer Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass eine Influenza-Impfung unter Langzeit-Therapie mit Warfarin keinen konsistenten, klinisch relevanten Effekt auf die INR-Werte hat. (6). Die von ihnen nach Medline- und Embase-Recherche bis 2011 identifizierten 7 Studien erbrachten auch kein erhöhtes Hämatomrisiko nach i.m.-Injektion der Grippeimpfstoffe.
  • Dimitrova et al. haben 2020 gepoolte Sicherheitsdaten aus 16 randomisierten, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studien zur i.m.-Applikation von OnabotulinumtoxinA bei Muskelspastik publiziert. 1182 von 1877 Patienten standen unter antithrombotischer Therapie, davon 948 Plättchenhemmer, 250 Vit-K-Antagonisten und 7 DOAK. Blutungskomplikationen innerhalb von 4 Wo. waren mit antithrombotischer Therapie (1,0 %) nicht häufiger also ohne (1,4 %), auch bei den reinen Antikoagulantien (ohne Plättchenhemmer) war die Häufigkeit nahezu gleich (0,6 vs. 1,3 %). (7)
  • Beyer-Westendorf et al. haben 2013 anhand der Sicherheitsdaten aus der Dresden NOAC Registry u. a. Blutungskomplikationen nach 863 chirurgischen oder interventionellen Eingriffen oder auch i.m-Injektionen untersucht. (8). Sie kamen zu dem Schluss, dass die Fortsetzung oder kurzzeitige Unterbrechung einer DOAC-Therapie ohne Bridging für die meisten Patienten bei nicht größeren invasiven Eingriffen eine sichere Strategie darstellt, rieten jedoch dazu, eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung vorzunehmen, bevor patientenspezifische Entscheidungen getroffen werden.

Moderna COVID-19 Vaccine mRNA-1273

Moderna-Impfstoff
Kumulative Inzidenz von Covid-19 nach der Randomisierung nach Placebo (blau) oder mRNA-1273 (rot)
(Quelle: FDA Briefing Document ModernaXT veröffentlicht 15.12.2020)
COVID-19 Vaccine (mRNA-1273) ist der Corona-Impfstoff von ModernaTX. Der Hersteller hat am 30. November bei der FDA eine Emergency Use Authorization (EUA) beantragt und die FDA hat am 15.12. die Zulassungs-Unterlagen publiziert. Auch für die EU hat der Hersteller am 30.11. bei der EMA eine Conditional Marketing Authorisation beantragt. Nachdem die EMA-Entscheidung für BNT 162b (BioNTech/Pfizer) neuesten Meldungen zur Folge noch vor Weihnachten (voraussichtlich 23.12.) erwartet wird, kann man wohl Anfang Januar mit einer Zulassung für ModernaXT rechnen. Der Moderna-Impfstoff wird also mit großer Wahrscheinlichkeit der zweite zugelassene Impfstoff sein und wahrscheinlich ab Anfang 2021 verabreicht werden können. Auch auf diese Daten war ich deshalb sehr gespannt, ein Peer-Review liegt bislang allerdings noch nicht vor.

Impfstoff

Wie bei dem BioNTech/Pfizer-Präparat handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff. Er wird in zwei Einzeldosen von je 100 µg bzw. 0.5 ml im Abstand von 28 Tagen intramuskulär injiziert. Geliefert wird er als gefrorene Suspension in Durchstechflaschen mit jeweils 10 Dosen, die bei -25 bis -15 °C gelagert und dann aufgetaut werden müssen. Nach dem Auftauen können die Fläschchen ungeöffnet bis zu 30 Tage bei 2-8°C im Kühlschrank und dann nochmals bis zu 12 Stunden bei 8-25°C gelagert werden. Nach dem Anstechen sollte die Durchstechflasche bei 2-25°C gelagert und nach 6 Stunden verworfen werden.

Ergebnisse

Die Zwischenauswertung vom 07.11.2020 der noch andauernden Phase-3-Studie erfolgte im Median 7 Wochen nach der 2. Impfdosis bei insgesamt 27.817 Personen. Mit 5 Covid-19-Fällen in der Impfstoffgruppe und 90 Covid-19-Fällen in der Plazebogruppe ergab sich eine Effektivität von 94.5 % (95% CI 86.5-97.8 %) für den Zeitraum ab 14 Tage nach 2. Impfung.

Eine weitere Zwischenauswertung vom 21.11.2020 mit 30.351 Probanden im Median >2 Monate nach 2. Dosis ergab eine Effektivität von 94.1% (95% CI 89.3-96.8%) mit 11 Covid-19-Fällen in der Impfstoffgruppe (n=15.181) und 185 Fällen in der Plazebogruppe (n=15.170). Für 18-64-Jährige lag sie bei 95.6 % (95% CI: 90.6-97.9 %) und für ≥65-Jährige bei 86.4 % (95% CI: 61.4-95.5 %). Schwere Covid-19-Erkrankungen lt. Protokoll traten in der Plazebogruppe 30 mal und in der Plazebogruppe gar nicht auf.

Nebenwirkungen

Am häufigsten waren Schmerzen an der Injektionsstelle (91,6 %), Müdigkeit (68,5 %), Kopfschmerzen (63,0 %), Muskelschmerzen (59,6 %), Gelenkschmerzen (44,8 %) und Schüttelfrost (43,4 %). Bedeutsame Nebenwirkungen traten bei 0,2-9,7 % der Teilnehmer auf, häufiger nach der 2. Dosis und bei Teilnehmern ≥65 Jahre seltener als bei jüngeren Probanden.

Ernsthafte unerwünschte Ereignisse (SAE) waren selten (1,0 % im mRNA-1273-Arm und 1,0 % im Placebo-Arm), ohne bedeutsame Unterschiede zwischen den Studienarmen. In der Impfstoffgruppe waren Myokardinfarkt (0,03 %), Cholezystitis (0,02 %) und Nephrolithiasis (0,02 %) häufiger, in der Plazebogruppe Covid-19 (0,1 %), Pneumonie (0,05 %) und Lungenembolie (0,03 %). Abgesehen von Covid-19 lassen die geringen Fallzahlen nicht auf einen kausalen Zusammenhang schließen. Mit Ausnahme häufiger, im Allgemeinen leichter bis mäßiger Reaktivität bei <65-Jährigen war das Sicherheitsprofil von mRNA-1273 über alle Altersgruppen, Geschlechter, ethnischen und rassischen Gruppen, Komorbiditäten und Anzeichen einer vorherigen SARS-CoV-2-Infektion ähnlich.

BNT 162b2

Kumulative Inzidenz von Covid-19 nach 1. Dosis von Placebo (rot) oder BNT 162b2 (blau) im Laufe von 112 Tagen
(Quelle: FDA Briefing Document Pfizer-BioNTech COVID-19 Vaccine 10.12.2020)
BNT 162b2 ist der Corona-Impfstoff von Pfizer und BioNTech. In Großbritannien (2.12.) und Kanada (9.12.) bereits zugelassen, in den USA kurz vor Zulassung (FDA Approval erwartet am 12. oder 13.12.) und in der EU im Prüfverfahren (EMA Authorization erwartet am 29.12.). Er wird in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit der erste und für einige Wochen einzige zugelassene Impfstoff sein. Ich war deshalb sehr gespannt auf die Daten der Phase II/III-Studie, die jetzt am 10.12. im NEJM veröffentlicht wurden.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 43.548 Personen im Alter von mindestens 16 Jahren randomisiert. 43.448 erhielten eine Impfung mit BNT162b2 (21.720) oder Plazebo (21.728). Die Zwischenauswertung erfolgte nach der 170. Covid-19-Erkrankung, die frühestens sieben Tage nach der 2. Injektion aufgetreten war. Davon waren acht in der BNT162b2-Gruppe und 162 in der Plazebo-Gruppe aufgetreten. Die Effektivität von BNT162b2 zur Vermeidung einer Covid-Infektion betrug 95 (90,3-97,6) %. Sie unterschied sich in den definierten Subgruppen (Alter, Geschlecht, Rasse, Ethnik, BMI, Begleiterkrankungen) nicht signifikant und lag generell zwischen 90 und 100 %. Von den zehn Fällen mit schwerem Covid-Verlauf nach der 1. Dosis traten neun in der Plazebo- und einer in der BNT162b2-Gruppe auf. Das Sicherheitsprofil von BNT162b2 war durch kurz andauernde, milde bis moderate Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen gekennzeichnet. Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen waren selten und in Verum- und Plazebogruppe gleich häufig.

Nebenwirkungen (in % jeweils für BNT162b2/Plazebo)

An der Einstichstelle

Schmerz bei >55-Jährigen 71/9 % (2. Dosis 66/8 %), bei Jüngeren 83/14 % (2. Dosis 78/12 %). Der Schmerz war überwiegend leicht (ohne Aktivitätseinschränkung) oder moderat (mit eingeschränkter Aktivität) und dauerte 1-2 Tage. Schwerer Schmerz (verhindert alltägliche Aktivität) trat in allen Gruppen bei <1 % auf. Rötung bei >55-Jährigen 5/1 % (2. Dosis 7/1 %), bei Jüngeren 5/1 % (2. Dosis 7/1 %).
Schwellung bei >55-Jährigen 7/1 % (2. Dosis 7/1 %), bei Jüngeren 6/0 % (2. Dosis 6/0 %).

Systemisch

Fieber bei >55-Jährigen 1/0 % (2. Dosis 11/0 %), bei Jüngeren 4/1 % (2. Dosis 16/0 %).
Müdigkeit bei >55-Jährigen 34/23 % (2. Dosis 51/17 %), bei Jüngeren 47/33 % (2. Dosis 59/23 %).
Kopfschmerz bei >55-Jährigen 25/18 % (2. Dosis 39/14 %), bei Jüngeren 42/34 % (2. Dosis 52/24 %).
Schüttelfrost bei >55-Jährigen 6/3 % (2. Dosis 23/3 %), bei Jüngeren 14/6 % (2. Dosis 35/4 %).
Muskelschmerz bei >55-Jährigen 14/8 % (2. Dosis 29/5 %), bei Jüngeren 21/11 % (2. Dosis 37/8 %).
Gelenkschmerzen bei >55-Jährigen 9/6 % (2. Dosis 19/4 %), bei Jüngeren 11/6 % (2. Dosis 22/5 %).
Übelkeit und Durchfall waren selten und in Verum- und Plazebogruppe nicht verschieden.

Offene Fragen

  • Sicherheit und Effizienz nach mehr als 2 Monaten und bei Menschen, die nicht in die Studie eingeschlossen wurden, etwa bei Kindern, Schwangeren und immungeschwächten Menschen.
  • Bietet die Impfung auch Schutz vor asymptomatischer Infektion und Ansteckung von Nicht-Geimpften?
  • Wie soll mit jenen verfahren werden, die die 2. Dosis verpassen?

#CoronaWegImpfen in OHZ

Corona einfach weg impfen … ganz so einfach wird’s nicht werden. Mittlerweile aber ist klar, dass die Impfung in sehr kurzer Zeit beginnen und einen ganz großen Schritt nach vorn im Umgang mit der Pandemie bringen wird.

Eines mal vorweg

Kumulative Inzidenz von Covid-19 nach 1. Dosis von Placebo (rot) oder BNT 162b2 (blau) im Laufe von 112 Tagen
(Quelle: FDA Briefing Document Pfizer-BioNTech COVID-19 Vaccine 10.12.2020)
Ich will hier in keiner Form Werbung für die Impfung machen. Im Gegenteil: Meiner Meinung nach soll jeder weg bleiben, der das für klüger hält. Angesichts knapper Impfstoffe wird es sowieso viele Monate dauern, bis die Impfwilligen versorgt sind. Und dann haben wir für die anderen auch wieder genug Beatmungsgeräte. Und hoffentlich auch genügend geimpftes Fachpersonal in Intensivpflege und -medizin, um Patienten mit schweren Verläufen ohne die heute unvermeidlich hohe Eigengefährdung versorgen zu können.

Ich will aber auch aus meiner persönlichen Freude über die derzeit bekannte Wirksamkeit zumindest von BNT 162b2 (Pfizer/BioNTech) keinen Hehl machen. Die heute bekannt gewordenen Daten aus dem FDA Briefing Document versprechen tatsächlich eine unerwartet gute Wirksamkeit gegen eine Covid-Infektion.

Wie wird das laufen?

Deutschland

Voraussetzung zur Impfung ist die Zulassung des Impfstoffes. Für Deutschland ist die EMA zuständig. Bislang (Stand 7.12.) ist dort für zwei Impfstoffe eine Conditional marketing authorisation beantragt, mit einer Entscheidung wird noch im Dezember 2020 gerechnet.

  • mRNA-1273 von Moderna Biotec (pro Dosis ca. $ 37.-)
  • BNT 162b2 von Pfizer und BioNTech (pro Dosis ca. $ 20.-)

Von beiden Impfstoffen zusammen wird Deutschland im 1. Quartal 2021 voraussichtlich 7 Mio. Dosen erhalten, was eine Impfung von 3.5 Mio Bundesbürgern erlauben würde. Eine Priorisierung wird also zwingend erforderlich sein, grundlegende ethische Überlegungen dazu haben STIKO, Deutscher Ethikrat und Leopoldina am 09.11.2020 in einem gemeinsamen Positionspapier veröffentlicht.

Auf diesen Überlegungen basiert der erste Entwurf einer Impfempfehlung der STIKO vom 7.12.2020: Sie definiert sechs Prioritäten von „sehr hoch“ bis „niedrig“. Höchste Priorität haben demnach Bewohner von Senioren- und Alten­pfle­ge­heimen, ≥80-Jährige, Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtun­gen, Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen, Pflegepersonal in der am­bu­lanten und stationären Altenpflege und andere Tä­­tige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kon­takt zu den Bewohnern. Das BMG rechnet in dieser Gruppe mit 8.6 Mio Bundesbürgern.

Landkreis Osterholz

Stadthalle Osterholz-Scharmbeck
Stadthalle Osterholz-Scharmbeck: Impfzentrum für den Landkreis Osterholz
Der Landkreis Osterholz wird in der Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck eines der voraussichtlich 50 niedersächsischen Impfzentren betreiben, die in Niedersachsen bis zum 15. Dezember einsatzbereit sein sollen. Das Impfzentrum soll anfangs aus zwei Impfzügen und zwei mobilen Teams bestehen. Ein Impfzug besteht aus einem Arzt sowie Personal, das die Impfung durchführt und dokumentiert. Mobile Teams sind ähnlich strukturiert.

Wenn ich die Bundes-Zahlen herunterrechne, dürften etwa 11.800 Landkreis-Bewohner zur Gruppe mit „sehr hoher Priorität“ gehören, die Impfstoff-Zuteilung im 1. Quartal 2021 würde für voraussichtlich 4.800 von ihnen reichen. Bei ca. 63 Werktagen im Quartal müssten dann täglich 152 Menschen geimpft werden, 22 davon in den Pflegeeinrichtungen. Vielleicht auch 30, wenn Pflegepersonal und andere dort Beschäftigte mit Bewohnerkontakt praktischerweise von den ambulanten Teams gleich mitgeimpft werden. Korrektur: In den ersten drei Wochen halbieren sich diese Zahlen, weil die Zweitimpfung ja erst an Tag 21 hinzukommt. Krankenhäuser können ihr jeweils berechtigtes Personal ggf. in Eigenregie impfen, in der 1. Prioritätskategorie wäre das Personal von Notaufnahmen, Covid-19-Stationen und onkologischen Abteilungen.

Unklar ist noch, wie die Impfung von >80-Jährigen organisiert wird, die nicht in einer Altenpflegeeinrichtung leben und nicht mobil sind. Diese Gruppe könnte Schätzungen zur Folge 1.000 bis 1.500 Personen umfassen, die etwa zur Hälfte von ambulanten Pflegediensten und zur anderen Hälfte privat gepflegt werden.

Die Impf-Prozedur (administrative Aufnahme, Aufklärungsgespräch, Impfung und anschließende Überwachung) soll voraussichtlich 45-60 Minuten in Anspruch nehmen. In Niedersachsen wird (Stand Nov. 2020) mit 20 Impfungen pro Stunde bei 4 Impfplätzen gerechnet.

Das Terminmanagement soll in Niedersachsen für alle Impfzentren zentral erfolgen und eine Online-Buchung ebenso vorsehen wie telefonische Terminvergabe.

Ein paar Zahlen noch zum Schluss: Lt. NLGA sind im Landkreis ca. 5.540 Personen im Alter von ≥80 Jahren gemeldet. In den 29 vollstationären Pflegeeinrichtungen sind etwa 1.440 Plätze vorhanden. Letzten Umfragen zur Folge wollen etwa 70 % der Bundesbürger sicher oder wahrscheinlich vom Angebot der kostenlosen Impfung Gebrauch machen.

Fluvoxamine bei Covid-19

Fluvoxamin
Fluvoxamin ist ein Antidepressivum
Das Antidepressivum Fluvoxamin hat in einer randomisierten plazebokontrollierten Studie der Washington University in St. Louis, Missouri einen signifikanten Vorteil für Patienten mit Covid-19 im Frühstadium gezeigt. Auf Grund der kleinen Fallzahl und der nur kurzen Nachbeobachtung von 15 Tagen kann damit noch keine Therapieempfehlung begründet werden, das Ergebnis soll in einer größeren Studie überprüft werden.

Fluvoxamin ist ein sog. selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und wird zur Behandlung von Zwangsstörungen, Angststörungen und Depressionen eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen SSRI interagiert Fluvoxamin stark mit dem Sigma-1-Rezeptor (S1R), einem Protein, dass auch bei der Regulation der Entzündungsreaktion des Körpers mitwirkt. In früheren Studien an Mäusen hatte Fluvoxamine bei Sepsis zu geringeren Schäden durch die Entzündungsreaktion geführt.

Lenze EJ et al.: Fluvoxamine vs Placebo and Clinical Deterioration in Outpatients With Symptomatic COVID-19.
A Randomized Clinical Trial. JAMA. Published online November 12, 2020.
doi:10.1001/jama.2020.22760

Von April bis August 2020 wurden insgesamt 152 ambulant behandelte Patienten mit Covid-19 und einer Sauerstoffsättigung von ≥92 % bis max. 7 Tage nach Symptombeginn eingeschlossen. 80 von ihnen erhielten 100 mg Fluvoxamine 3 x tgl. für 15 Tage, 72 ein Plazebo. Primärer Studienendpunkt war eine klinische Verschlechterung innerhalb von 15 Tagen, definiert als Kombination aus (1) Luftnot oder Klinikaufnahme wegen Luftnot oder Pneumonie und (2) O2-Sättigung <92 % (Raumluft) oder O2-Bedarf zum Errichen einer O2-Sättigung von ≥92 %.

Diesen Endpunkt erreichten 0 von 80 Patienten unter Fluvoxamin und 6 von 72 Patienten unter Plazebo (p=.009). In der Fluvoxamine-Gruppe traten 1 schweres und 11 andere unerwünschte Ereignise auf, in der Plazebo-Gruppe 6 schwere und 12 andere.

Corona-Faktencheck: mehr Fälle nur wegen mehr Tests?

Seit Wochen haben wir wieder steigende Fallzahlen. Selbsternannte Gegner der vermeintlichen Corona-Diktatur behaupten, dies sei lediglich auf die höhere Anzahl von Corona-Tests zurückzuführen. Und viele Nachplapperer verbreiten das munter, ohne sich lange mit den Fakten abzumühen.

Corona-Tests Deutschland
Corona-Tests in Deutschland (Quelle: RKI-Lagebericht 12.8.20 und eigene Berechnung).

Dabei sind diese Fakten unmissverständlich:

JA, die Anzahl an Corona-Tests ist gestiegen (s. graue Balken in der Grafik). In den letzten fünf Wochen von 505.518 auf 672.171 nach den Zahlen des RKI.

UND NEIN, der Zuwachs an neuen Corona-Fällen (rote Balken) von 3.080 auf 6.909 wöchentlich ist dadurch keineswegs erklärt. Die gelbe Linie „fiktiver Fälle“ zeigt, was mit dem höheren Testaufkommen erklärbar wäre. In der vergangenen Woche wären das 4.033 positive Tests gewesen, tatsächlich aber waren es 6.909.

Corona-Faktencheck: Contact-Tracing in Japan

Japan soll das neue Schlaraffenland für Corona-Strategen im Kampf gegen die „2. Welle“ sein, die angesichts langsam steigender Zahlen zu drohen scheint. Anfang August meldete sich der von mir hochgeschätzte Charité-Virologe Drosten mit einem Gast-Kommentar bei Zeit-online aus dem Urlaub zurück, der solches nahezulegen scheint.

Es hilft ein Blick nach Japan. … Statt viel und ungezielt zu testen, hat Japan früh darauf gesetzt, Übertragungscluster zu unterbinden. … Die gezielte Eindämmung von Clustern ist anscheinend wichtiger als das Auffinden von Einzelfällen durch breite Testung.

Ich plädiere nun dafür, im Fall der Überlastung nur (oder zumindest vor allem) dann mit behördlichen Maßnahmen auf einen positiven Test zu reagieren, wenn er von einem möglichen Clustermitglied stammt. Die vielen Tests, die die Politik derzeit vorbereitet, werden bald öfter positiv ausfallen und die Gesundheitsämter dann überfordern – schließlich kann man das Virus ja nicht wegtesten, man muss auf positive Tests auch reagieren.

Hier gilt: Der Blick zurück ist wichtiger als der Blick nach vorn. Denn Infektionsfälle werden meist erst mehrere Tage nach dem Auftreten von Symptomen erkannt. Das Gesundheitsamt muss zurückblicken: War der Patient in einem Großraumbüro tätig, feierte er mit Verwandten, während er wirklich infektiös war, also etwa seit Tag zwei vor Symptombeginn? Noch wichtiger: Wo könnte sich der Patient eine Woche vor dem Auftreten der Symptome infiziert haben – könnte das in einem Cluster geschehen sein? Jeder Bürger sollte in diesem Winter ein Kontakt-Tagebuch führen.
(Quelle: Drosten C: Zweite Corona-Welle: Ein Plan für den Herbst. Zeit online 5.8.2020)

Hier aber irrt Drosten. Oder besser gesagt: seine Thesen stammen vermutlich aus einer Zeit (Anfang Juli in seinem Urlaub vielleicht?), als man solches noch annehmen durfte. Mittlerweile zeigen die Zahlen unmissverständlich, das ein Re-Make der Japan-Strategie kein wirklich toller Plan ist:

Corona-Tests Japan
Tgl. Fallzahl positiver SARS-Cov2-Tests in Japan
(Quelle: worldometers.info 09.08.2020)
Corona-Tests Deutschland
Tgl. Fallzahl positiver SARS-Cov2-Tests in Deutschland
(Quelle: worldometers.info 09.08.2020)

Ist mir ein Rätsel, wie man dann sowas Anfang August noch publizieren mochte …

Wissenswertes zur eigenen Meinungsbildung

Japan hat ca. 126 Mio Einw. und 469 „local public health centres“ mit mehr als 25.000 Beschäftigten. (Quelle: Saito T: Contact-tracing and peer pressure: how Japan has controlled coronavirus The Guardian 06.06.2020) Anfang August lag die Test-Häufigkeit lt. worldometers.info bei 7.790 Tests pro 1 Mio Einw..

Deutschland hat ca. 84 Mio. Einw. und knapp 400 Gesundheitsämter mit ca. 17.000 Beschäftigten, davon ca. 2.500 Ärztinnen oder Ärzte). (Quelle: BVÖGD abgerufen 09.08.2020) Die Test-Häufigkeit lag Anfang August lt. worldometers.info bei 102.500 Tests/1 Mio Einw.

Corona-Warn-App

Corona-Warn-App Logo
Quelle: RKI
Die Corona-Warn-App der Bundesregierung und des RKI ist seit dem 16. Juni 2020 verfügbar und wurde innerhalb von drei Tagen knapp 10 Mio. mal heruntergeladen. Detaillierte Informationen zur App gibt es auf der Projekt-Homepage und den einschlägigen Seiten der Bundesregierung, des RKI und bei Wikipedia.

Auch wenn der tatsächliche Nutzen der App erst in einigen Monaten bewertet werden kann, ist sie berechtigterweise mit großen Hoffnungen verbunden. Im Idealfall wird sie dazu beitragen, die Infektionszahlen auch in Zeiten zunehmender Kontakte so gering wie möglich zu halten. Gerade uns Beschäftigten im Gesundheitswesen kann sie dabei helfen, besonders gefährdete Menschen zu schützen, indem wir Infektionen frühzeitig erkennen und weitere Übertragungen vermeiden.

Funktion Corona-Warn-App
Quelle: RKI

Die Installation der App ist und bleibt ebenso freiwillig wie deren Nutzung. Die App überträgt keine personenbezogenen Daten und keine Standortdaten. Sowohl die Risikoermittlung als auch die Meldung eines positiven Corona-Befundes an die App müssen vom Nutzer ausdrücklich aktiviert werden.

Was heißt „Niedriges Risiko“

Meldung Niedriges Risiko
Der Status Niedriges Risiko bedeutet nicht, dass das Infektionsrisiko in diesem Moment gering ist. Er sagt lediglich aus, dass in den letzten 14 Tagen kein „riskanter“ Kontakt (grob gesagt: länger als 15 Minuten weniger als 1.5-2.0 m Abstand) mit einem anderen Handy bestand, dessen Besitzerin oder Besitzer positiv getestet wurde und dies auch in der App registriert hat.

Keine Berücksichtigung finden dabei Kontakte mit Menschen ohne Handy oder solchen, die die App nicht nutzen. Ebensowenig solche mit Menschen, die gar nicht getestet wurden, sei es wegen fehlender Symptome oder aus anderen Gründen.

Auch mit grün unterlegtem „Niedrigrisiko-Status“ heißt es also weiterhin wachsam sein: Abstand wahren, Mund-Nasen-Schutz in Risikosituationen, bei einschlägigen Symptomen an Covid-19 denken!

Was bedeutet „Erhöhtes Risiko“

Meldung Erhöhtes Risiko
Quelle: RKI
Die Meldung Erhöhtes Risiko sagt erstmal nur aus, dass ein „epidemiologisch relevanter“ Kontakt zu einer positiv getesteten Person bestanden haben kann. Aus Datenschutzgründen erfährt man nur das Datum dieses Kontaktes, dessen Bewertung somit nicht immer einfach ist. Die App weiß zum Beispiel nicht, ob Mund-Nasen-Schutz, FFP2-Masken oder Trennwände im Einsatz waren. Wie also damit umgehen?

Wer durch die App gewarnt wird, sollte Begegnungen vermeiden und – wenn möglich – nach Hause gehen. Per Telefon sollte dann mit Hausärztin oder Hausarzt oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel. 116 117) oder dem zuständigen Gesundheitsamt (für den LK Osterholz Tel. 04791 930 2900) über das weitere Vorgehen beraten werden.

Über eine Krankschreibung entscheidet der behandelnde Arzt, über die Anordnung von häuslicher Quarantäne das zuständige Gesundheitsamt jeweils nach eigener Einschätzung. Wer positiv auf Corona getestet wird, kann eine Krankschreibung erhalten und hat Anspruch auf Lohnfortzahlung. Wenn das Gesundheitsamt Quarantäne anordnet, zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter und wird dafür vom Gesundheitsamt entschädigt.

Corona-Infektionswege in Japan

Furuse Y et al.: Clusters of coronavirus disease in communities, Japan, January–April 2020. Emerg Infect Dis. 2020 Sep.
doi: https://doi.org/10.3201/eid2609.202272

Y. Furuse vom Institute for Frontier Life and Medical Sciences and Hakubi Center for Advanced Research der Uni Kyoto in Japan und Co-Autoren haben 3.184 Fälle Coronavirus-Infektion in Japan analysiert und dabei 61 Cluster identifiziert, die ihren Ausgang in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, Restaurants und Bars, Arbeitsstätten und bei Musikveranstaltungen genommen haben. Sie haben dabei 22 mutmaßliche Ursprungspatienten identifiziert, die mehrheitlich 20–39 Jahre alt und zum Zeitpunkt der Virusübertragung prä- oder asymptomatisch waren.

Wer ist Corona-Risikopatient?

Viele Menschen inkl. Ärztinnen und Ärzte sind verunsichert, wer im Hinblick auf das neuen Corona-Virus als Risikopatient zu gelten hat. Die Datenlage dazu ist auch noch im Fluss, sehr hilfreich ist jetzt eine neue Studie aus unserem Nachbarland Dänemark:

heatmap covid-19-mortality
Sterberisiko für Covid-19-Patienten in %
Die für skandinavische Länder typische Vollständigkeit der erhobenen Daten und die mit Deutschland vergleichbaren Begleitumstände machen diese Studie zur bislang besten Grundlage, um das Risiko für einen tödlichen Verlauf einer Corona-Infektion abschätzen zu können. Eine aus den Studiendaten generierte Heatmap zeigt fast auf den ersten Blick recht deutlich, wer im Falle einer Infektion mit einem sehr niedrigen, einem mittleren oder gar einem hohen Sterberisiko rechnen muss.
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Coronavirus in Dänemark

Reilev M et al.: Characteristics and predictors of hospitalization and death in the first 9,519 cases with a positive RT-PCR test for SARS-CoV-2 in Denmark: A nationwide cohort. medRxiv 26.05.2020 (Preprint)
doi: https://doi.org/10.1101/2020.05.24.20111823

mortality heatmap Covid-19
Mortality-Heatmap (Quelle: Reilev et al. s.o.)
Die Autoren haben die Daten aller 228.677 Dänen aufgearbeitet, die sich vom 27.02. bis zum 30.04. einem Test auf SARS-Cov-2 unterzogen haben.

9.519 Fälle waren SARS-CoV-2-PCR-positiv, davon wurden 78 % ambulant und 22 % im Krankenhaus behandelt, 3.2 % auf einer Intensivstation. 5.5 % sind innerhalb von 30 Tagen verstorben. Das Durchschnittsalter der ambulanten Fälle lag bei 45 Jahren (Interquartilbereich IQR 31-57), der Verstorbenen bei 82 Jahren (IQR 75-89). Das Alter war ein starker Prädiktor für tödlichen Ausgang (Odds Ratio OR 14 für 70-79-Jährige, OR 26 für 80-89-Jährige und OR 82 für Fälle über 90 Jahre im Vergleich zu 50-59- Jährige, angepasst an Geschlecht und Anzahl der Komorbiditäten). Auch die Anzahl der Komorbiditäten war stark mit einem tödlichen Ausgang assoziiert (OR 5.2 für Fälle mit ≥4 Komorbiditäten gegenüber keinen Komorbiditäten). 82 % der Verstorbenen hatten mindestens 2 Komorbiditäten. Viele schwerwiegende chronische Erkrankungen erwiesen sich als Prädiktoren für Krankenhausaufnahme (OR 1.3-1.4 für z. B. Schlaganfall, ischämische Herzerkrankung bis 2.2-2.7 für z. B. Herzinsuffizienz, im Krankenhaus diagnostizierte Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung) und Mortalität (OR 1.2-1.3 für z. B. ischämische Herzkrankheit, Hypertonie bis 2.4-2.7 für z. B. schwere psychiatrische Störung, Organtransplantation). Ohne Komorbiditäten war die Mortalität bei bis zu 80-Jährigen relativ niedrig (5% oder weniger).
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