Marktstr. 5

Marktstraße in Scharmbeck ca. 1920
Das dritte Haus von li. ist die Marktstr. 5
(Postkarte vermutlich um 1915. Die Kirchenstraße ist eigentlich nicht abgebildet, sie beginnt erst an der Willehadi-Kirche im Hintergrund)
Das geschichtsträchtige Haus an der Marktstr. 5 (früher Marktstr. 75) in Osterholz-Scharmbeck steht seit 1968 nicht mehr, heute residiert unter der Postadresse Marktstraße 1-5 die Volksbank Osterholz im neuen Bankhaus Ecke Marktstraße/Baustraße.

1844-45 ließ Zimmermeister Johann Tietjen an der „Kreuzstraße“, wie die Häuser an der Kreuzung damals allgemein genannt wurden, von Maurermeister Hinrich Segelken ein 2-geschossiges Wohn- und Geschäftshaus errichten. Als Schwiegersohn Johann Steeneck 1896 sein neues Haus in der Bahnhofstraße 44 bezog, verkaufte er die Marktstr. 5 an den Kaufmann Bernhard Ruroede, der hier ein Kolonialwarengeschäft etablierte.

Im Obergeschoss wohnte und praktizierte als Nachfolger von Dr. Tasche von 1861 bis 1899 Dr. Neander, ein Arzt aus Geismar in Hessen (Anm.: vermutlich eher aus Geismar bei Göttingen, s. Kommentare). Er war nach dem Weggang von Dr. Kettler aus Osterholz von 1865 bis 1888 der einzige Arzt in Osterholz und Scharmbeck. Nach seinem Tod übernahm 1899 Dr. Richard Cohen die Praxis. Der quartierte sich zunächst in Stagge’s Hotel ein, 1901 zog er dann in die Marktstr. 5 (Quelle: Meenkhoff) und 1902 kaufte er das Gebäude. (Quelle: Rund um den Scharmbecker Marktplatz – damals. Hans Siewert, 1983)

1899 eröffnete Fritz Saade noch im Haus von Ruröde eine Buchdruckerei und Papierhandlung, sowie im gleichen Haus nebenan einen Zigarren-, Zigaretten- und Tabakladen. 1901 machte Wilhelmine Meyer ein Putz- und Hutgeschäft auf. (Quelle: Meenkhoff) Die Buchdruckerei Saade wurde 1902 zur Bahnhofstr. 81 verlegt. (Quelle: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967, J. Segelken, 1967)

1923 wurde das Gebäude von der 17 Jahre zuvor gegründeten Spar- und Leihkasse bezogen (Quelle: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967, J. Segelken, 1967), die 1975 zur „Volksbank“ umgenannt wurde.

1945 eröffnete Dr. K. Schliemann (Chefarzt des Krankenhauses) seine Praxis, 1946 verlegt er sie zur Lindenstr. 17. 1947-49 betrieb die „Hannoversche Presse“ eine Lokalredaktion. (Quelle: Meenkhoff)

Das Gebäude wurde 1968 abgerissen, nachdem die Spar- und Leihkasse auf dem ehemaligen Holzplatz hinter dem Haus einen Neubau errichtet und am 22. Juni in Betrieb genommen hatte.

2 Antworten auf „Marktstr. 5“

  1. Dr. Neander stammte nicht aus Hessen: Er wurde in Geismar bei Göttingen (!) getauft, geboren wahrscheinlich sogar in Göttingen selbst. Sein Vater war dann Arzt in Dorum, Ritterhude und Lesum.

    1. Vielen Dank für den Hinweis, die o.g. Angaben stammen aus der hiesigen Stadtchronik. Da wurde wohl das Geismar im Eichsfeld mit dem bei Göttingen (heute wohl ein Stadtteil von Göttingen, wenn ich es richtig gesehen habe) verwechselt. Hätten Sie dafür eine Quelle?

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