Löwenstein, Leopold

Leopold „Leo“ Löwenstein (14.11.1873-6.1.1944) war von 1894 bis 1915 Vorbeter und hauptamtlicher Lehrer der jüdischen Gemeinde. Er führte von 1894 bis 1938 in Sütterlinschrift eine ausführliche Schulchronik, die auf Mikrofilm im Gesamtarchiv der deutschen Juden im Berliner Centrum Judaicum in Berlin archiviert ist. Löwenstein gehörte 1910 zu den Gründungs- und Vorstandsmitgliedern des Vereins der Fortschrittlichen Volkspartei Osterholz-Scharmbeck. 1915 wurde er im 1. Weltkrieg zum Militärdienst eingezogen; nach dem Krieg wurde die Schule nicht wieder eröffnet, der auf die neue Verfassung vereidigte Löwenstein erteilte nur noch den jüdischen Religionsunterricht. 1924 versetzte man ihn nach der preußischen Personalabbauverordnung in den einstweiligen Ruhestand. Die Gemeinde schloss aber einen neuen Vertrag mit ihm, nach dem er für jährlich 400 Mark und freie Wohnung weiterhin Religionsunterricht erteilte und Gottesdienst- sowie Kultushandlungen verrichtete. Löwenstein war in diesen Jahren nicht nur Vorsteher der Jüdischen Gemeinde, sondern auch eine anerkannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Er war u. a. Schriftführer im einflussreichen Scharmbecker Bürgerverein und schrieb als Autor des Heimatboten, einer Beilage zum Osterholzer Kreisblatt, Berichte über “Hermann Allmers Beziehungen zu unserer engeren Heimat” oder die “Entwicklung von Handel, Industrie und Verkehr im Kreis Osterholz”.

Die Löwenstein’sche Schulchronik endet 1938 mit dem Vermerk, dass die Gemeinde noch aus 31 Personen besteht und die Synagoge wegen Ausfalls steuerkräftiger Mitglieder und zusätzlicher Belastungen nicht halten kann. Löwenstein verlor durch den notwendigen Verkauf der Synagoge seine Wohnung und sah sich nach 45-jähriger Tätigkeit gezwungen, zu Verwandten nach Paderborn zu ziehen. Am 16.1. oder 6.1.1944 wurde Löwenstein in Theresienstadt ermordet.

Eintrag im Gedenkbuch beim Bundesarchiv, Koblenz 1986

Löwenstein, Leopold
* 14. November 1873 in Gudensberg
wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck

Deportation:
ab Münster – Bielefeld
31. Juli 1942, Theresienstadt, Ghetto

Todesdatum:
06. Januar 1944, Theresienstadt, Ghetto

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