Unfallschwerpunkt Kreisverkehr?

Vom Klosterkamp aus PKW-Fahrer-Perspektive
Nachdem am Donnerstag erneut eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall im Kreisverkehr an der Bahnhofstraße in Osterholz-Scharmbeck verletzt wurde, gibt es für mich keinen Zweifel: Wir haben dort einen Unfallschwerpunkt für Radfahrer. Ich verstehe aber nicht, warum das so ist.

Bereits 2014 kam es im Kreisel zu zwei Unfällen mit verletzten Radfahrern und von den bislang 13 Unfällen mit Radfahrerbeteiligung im Stadtgebiet OHZ im laufenden Jahr 2015 ereigneten sich alleine vier eben dort, was ich mehr als auffällig finde. Abgesehen von einem Unfall in Folge einer Dieselspur auf der Fahrbahn waren in allen anderen Fällen PKW-Fahrer Unfallverursacher, die aus dem Klosterkamp kamen. Für die Beteiligten war dies mehr als bedauerlich: alle Radfahrer erlitten Verletzungen und alle PKW-Fahrer dürften auf Grund der klaren Vorfahrtsregelung mit Ermittlungen oder Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung konfrontiert sein.

Updates

28.07.2015: Am 26.7. (Sonntag) habe ich mich per E-Mail bei der Polizei über deren Informationsstand erkundigt sehr rasch und freundlich Antwort erhalten: Der besagte Kreisverkehr wurde in der Unfallkommission 2015 bereits als Unfallschwerpunkt vorgestellt. Nach dem Urlaub des Zuständigen werden wir mehr erfahre.
30.07.2015: Das Osterholzer Kreisblatt bringt einen recht großen Artikel auf S. 3 „Im Kreisel läuft es nicht rund“. Bereits 2012 bis 2014 seien zehn Unfälle mit Radfahrerbeteiligung polizeilich aufgenommen worden, acht davon verursacht durch aus dem Klosterkamp kommende Autofahrer. Den Radfahrern könne lt. Polizei kein Vorwurf gemacht werden. Im Frühjahr 2015 sei der Kreisel anlässlich einer Verkehrsschau von Vertretern der Polizei, der Stadt und des Landkreises in Augenschein genommen worden. Seinerzeitige Erkenntnis lt. Frank Wiesner (FB-Leiter Stadtplanung und Bauen bei der Stadt OHZ): „ ‚Nicht nur einige Autofahrer, sondern auch einige Radfahrer sind beim Einfahren in den Kreisel unaufmerksam‘, sagt Wiesner. Manche Radler würden aus der oberen Bahnhofstraße angebraust kommen, ein kurzes Stück Straße nutzen, um dann mit Schwung geradeaus weiter in Richtung Bahnhof zu rollen, hat er beobachtet. ‚Das könnte für manchen Autofahrer zu schnell gehen.‘ “ (Quelle: Osterholzer Kreisblatt 30.07.2015)

Unfallursachen

Wer den Kreisel kennt, ist zunächst geneigt, Radler-Fehlverhalten als Ursache in Betracht zu ziehen: häufig beobachtet und zufällig auch auf dem Foto abgebildet sind vom Bahnhof kommende Radler, die den Klosterkamp auf der Fußgängerfurt queren, um dann auf dem linksseitigen Fußweg vor der Kreissparkasse fortzufahren. Das ist klar verboten. Es hat aber mit den in Frage stehenden Unfällen nichts zu tun.

Kreisverkehr Osterholz-Scharmbeck Bahnhofstrasse
Aus irgendwelchen Gründen sind es die regelkonform auf der Fahrbahn der Bahnhofstraße einfahrenden Radfahrer, die zu Schaden kommen. Sie sind in Richtung Bahnhof unterwegs und werden von Autofahrern aus dem Klosterkamp übersehen oder falsch eingeschätzt. Ich kann nur spekulieren, dass die Geschwindigkeit der Radfahrer unterschätzt wird. Sie liegt bei gut 25 km/h, wenn der Radfahrer die Bahnhofstraße bergunter nur „rollen lässt“ und bei der Kreiseleinfahrt nicht für Vorfahrtsberechtigte abbremsen muss. Viele der Radfahrer verringern auch im Kreisel ihre Geschwindigkeit kaum, wenn sie ihn auf dem Radweg Richtung Bahnhof fast geradeaus wieder verlassen wollen.

Mögliche Maßnahmen

Die Gründe für die Vorfahrtsverletzungen gehen aus den Pressemitteilungen der Polizei nicht hervor. Insoweit lässt sich der Nutzen möglicher Gegenmaßnahmen erstmal nur vage bewerten. Vielleicht ist schon viel geholfen, wenn das Problem einer möglichst breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht wird. Mir jedenfalls war bis vorgestern das statistische Risiko der Fahrt durch den Kreisel gar nicht klar. Ich werde in Zukunft (noch) aufmerksamer und definitiv bremsbereit sein.

  • Öffentlichkeitsarbeit unter Beteiligung der örtlichen Presse, z. B. in Form einer Pressekonferenz „am Tatort“.
  • Zusatzschilder (wie dieses zum Beispiel) an der Kreiseleinfahrt, für Radfahrer an Bahnhofstraße und für Autofahrer am Klosterkamp.
  • Durchgehender Schutzstreifen oder Radfahrstreifen (evtl. farblich hervorgehoben) im Kreisverkehr.
Unfallmeldungen der Polizeipressestelle

27.03.2014:

Radfahrerin verletzt
Am Donnerstag gegen 15 Uhr kam es auf dem Klosterkamp zu einem Zusammenstoß zwischen Pkw und Radfahrerin. Als eine 52 Jahre alte Osterholzerin mit ihrem Opel Corsa in den Kreisel bei der Sparkasse einfahren wollte, übersah sie eine 15 Jahre alte Radfahrerin, die den Kreisel zu diesem Zeitpunkt befuhr. Bei dem Zusammenstoß stürzte die 15-jährige Osterholzerin. Sie musste anschließend leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. An den Fahrzeugen entstand leichter Sachschaden.

21.07.2014:

Radfahrer übersehen
Im Kreisverkehr in der Bahnhofstraße in Osterholz-Scharmbeck stieß ein Autofahrer am Montag um 7 Uhr mit einem Radfahrer zusammen. Ein 61 Jahre alter Fordfahrer befuhr den Kreisel vom Klosterkamp kommend und übersah im Kreisel einen bevorrechtigten 57-jährigen Radfahrer. Leichte Verletzungen zog sich der Pedalritter bei dem folgenden Sturz zu. Das Fahrrad war nicht mehr fahrbereit, der Gesamtschaden wird auf 1500 Euro geschätzt.

24.2.2015:

Radfahrer angefahren
Osterholz-Scharmbeck. Leicht verletzt wurde ein Radfahrer, der am Dienstag, gegen 14 Uhr, im Kreisverkehr an der Pappstraße/Klosterkamp von einer Autofahrerin angefahren wurde. Der 42 Jahre alter Radfahrer befuhr den Kreisverkehr, wo ihm eine 57-jährige Autofahrerin, die aus dem Klosterkamp kam, die Vorfahrt nahm. Beim Zusammenstoß stürzte der Radfahrer. Aufgrund seiner Verletzungen wurde er mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren. Die Polizei Osterholz ermittelt gegen die Autofahrerin wegen fahrlässiger Körperverletzung

27.04.2015:

Radfahrer angefahren
Osterholz-Scharmbeck. Zu einem Zusammenstoß zwischen Radfahrer und Autofahrerin kam es am Montag, gegen 12 Uhr, im Kreisverkehr an der Bahnhofstraße. Eine 53-jährige Fahrerin eines VW fuhr vom Klosterkamp kommend in den Kreisverkehr ein und missachtete hier die Vorfahrt eines 22-jährigen Radfahrers, der aus Richtung Bahnhofstraße unterwegs war. Der junge Mann wurde leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. An den Fahrzeugen entstanden Beschädigungen in Höhe von geschätzten 600 Euro. Gegen die Autofahrerin wurde ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet.

19.05.2015:

Diesel auf der Fahrbahn – Radfahrer schwer verletzt
Osterholz-Scharmbeck. Bei einem Sturz verletzte sich eine 55-jährige Radfahrerin am Dienstag, gegen 10 Uhr, schwer. Die Frau war mit ihrem Rad im Kreisverkehr der Bahnhofstraße unterwegs. Aufgrund einer Dieselspur auf der Fahrbahn war er hier sehr glatt, sodass die Frau stürzte und sich dabei die Verletzungen zuzog. Bisherigen Ermittlungen der Polizei Osterholz zufolge dürfte der Diesel auf der Fahrbahn aus einem Bus gelaufen sein, der zuvor den Unfallort passiert hatte. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung richten sich daher gegen den 59-jährigen Fahrer des Busses.

23.07.2015:

Zusammenstoß im Kreisverkehr
Osterholz-Scharmbeck. Bei einem Zusammenstoß zwischen einer Autofahrerin und einer Radfahrerin im Kreisverkehr an der Bahnhofstraße wurde am Donnerstag, gegen 11:30 Uhr, die 40-jährige Radfahrerin verletzt. Eine 76-jährige Mercedes-Fahrerin fuhr aus der Straße Klosterkamp in den Kreisverkehr ein und übersah hier die Radfahrerin, die sich bereits im Kreisverkehr befand. Mit leichten Verletzungen wurde die 40-jährige mit einem Krankenwagen in eine Klinik gebracht. Gegen die Autofahrerin leiteten die Polizisten ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung ein.

3 Antworten auf „Unfallschwerpunkt Kreisverkehr?“

  1. Auf meine Anfrage bei der Polizei habe ich sehr rasch und freundlich Antwort erhalten: Der besagte Kreisverkehr wurde in der Unfallkommission 2015 bereits als Unfallschwerpunkt vorgestellt. Nach dem Urlaub des Zuständigen werden wir mehr erfahren.

  2. Ja, ich beobachte das Unfallgeschehen dort mit Radfahrern auch. Ich weiß nicht warum die AutofahrerInnen dort abgelenkt sind bzw. die Radfahrer nicht sehen (vielleicht durch den Vorplatz, die Parkplätze und den Bewuchs bei der Sparkasse nicht gut einsehbar und durch Fußgängerverkehr an der Furt abgelenkt). Die Radfahrer sind aus der Bahnhofstrasse westlich kommend auch sehr schnell unterwegs da es ja berg ab geht. Vielleicht hilft ein Vor-Ort-Termin mit der Stadt und der Polizei um sich dieses mal direkt anzuschauen. Ich werde das mal mit unseren ADFC Aktiven diskutieren ob sich jemand darum kümmern kann.

    1. Super! Zumindest eine Zeitlang nützt es vll. auch, wenn dann darüber berichtet wird… oder jemand hat tatsächlich ’ne gute Idee, den Verkehr irgendwie besser zu lenken.

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