Bahnhofstr. 37

Bis 1934 Bahnhofstraße 354.

Das nur einen Steinwurf westlich des Bahnhofs gelegene Grundstück erzählt beim genaueren Hinsehen eine Vielzahl von Geschichten, die eine ganze Menge über Osterholz-Scharmbeck im Wandel dieser Zeit erkennen lassen.

Von 1893 bis 1898 betrieb hier Johannes Ehlen (Fa. H. J. Ehlen) ein Manufaktur-, Kurz- und Weißwarengeschäft, welches am 1. Oktober 1898 von Siegmund Cohen übernommen wurde. 1901 kaufte Cohen von Georg Meyer (Bahnhofshotel) ein von Hr. Wittig bewohntes Haus für 12.500 Mark. Nach dem Abriss durch Fa. Torbohm sollte ein geräumiges Mode- und Bekleidungshaus entstehen. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 183, 194, 214

1932 wurde das Haus auf seinen Sohn Erich übertragen, der etwa 1933 nach Johannesburg in Südafrika emigrierte. Am 6. Oktober 1934 ging das Geschäft nach Konkurs und Zwangsversteigerung an den Polsterer und Dekorateur Wilhelm Meyerhoff. Quelle: K. Beer Ein Denkmal für Familie Cohen die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat. Verl. H. Saade, 2001.

Meyerhoff war zuvor in der Neuen Straße ansässig, 1943 fiel er in Russland. Das Geschäft in der Bahnhofstraße führten seine Witwe Käthe und nach deren Tod 1952 seine Tochter Inge Küster mit ihrem Mann Herbert Küster fort. Quelle: J. Segelken Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967. Verl. H. Saade, 1967. Nach dem Krieg stellte Erich Cohen einen Antrag auf Rückerstattung der Immobilie, den er 1951 zurückzog. Quelle: K. Beer Ein Denkmal für Familie Cohen die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat. Verl. H. Saade, 2001. Nach vorübergehender Beschlagnahmung durch die Besatzungsmächte eröffnete Käthe Meyerhoff das Möbelhaus 1948 wieder. 1960 wurde mit einem Neubau am Stammhaus (ca. 1.000 m²) und einer Neugestaltung des ehemaligen Lagerhauses am Klosterkamp (zusätzlich ca. 750 m²) noch einmal deutlich erweitert. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

1967 war die Fa. Meyerhoff nach zahlreichen Erweiterungen mit 140 Mitarbeitern, ca. 10.000 qm Betriebsfläche, Ausstellungsräumen am Klosterkamp und einem „riesigen Zentrallager in Buschhausen eines der größten Einzelhandelsunternehmen im nordwestdeutschen Raum“. Quelle: J. Segelken Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967. Verl. H. Saade, 1967. Später gaben sie den Sitz in der Bahnhofstr. auf und zogen ganz nach Buschhausen zum Hördorfer Weg. (Möbelhaus Käthe MEYERHOFF KG).

1981 eröffnete hier noch in der 1. Etage „Birgit’s Kinder-Shop“ (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009), am 9. Mai jedoch wurde das mittlerweile leer stehende Haus von Jugendlichen besetzt. Nach ergebnislosen Verhandlungen erfolgte eine Räumung durch die Polizei. Die Hausbesetzung soll nachträglich von der Besitzerin des Möbelhauses Inge Küster genehmigt worden sein. Quelle: Wikipedia Ein Ergebnis der Hausbesetzungen im Jahr 1981 (Hinter der Wurth 3 und Bahnhofstr. 37) war die Gründung des Vereins Kulturzentrum Osterholz e. V. als Träger des Kulturzentrums im Kleinbahnhof. Lt. Stadtchronik wurden hier 1982 das von Jugendlichen gewünschte Kulturzentrum und der Naturwarenladen „Naturalis“ eröffnet. 1990 wurde das Nachbarhaus besetzt und nach 10 Tagen freiwillig geräumt. Kurz darauf wurden die Gebäude Bahnhofstr. 37, 39 und das dahinter gelegene Lager- und Verwaltungsgebäude abgerissen. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

2007: Apotheke am Bahnhof, Grillimbiss und Baguetterie (Inh. Werner Niebank), Anwaltskanzlei Kieber & Bräuler, Arztpraxis S. Grundmann (Internistin – hausärztliche Versorgung) und Dr. H. Seidel (Allgemeinmedizin).

Kreiskrankenhaus

Kreiskrankenhaus Osterholz
Kreiskrankenhaus Osterholz
Das Kreiskrankenhaus Osterholz (WebseiteStandortmehr Fotos) mit etwa 350 Mitarbeitern ist heute ein Gesundheitszentrum für die Region. Neben der stationären Krankenhausversorgung (Grund- und Regelversorgung) mit ca. 150 Planbetten und den Abteilungen Anästhesie, Chirurgie, Innere Medizin sowie Gynäkologie und Geburtshilfe und einem Belegarzt für Orthopädie bietet es eine umfangreiche ambulante Versorgung mit einem Medizinischen Versorgungszentrum (Chirurgie, Innere Medizin/Gastroenterologie, Innere Medizin/Kardiologie, Kinderheilkunde und Urologie) sowie Ermächtigungsambulanzen der Chefärzte für Abdominal-, Gefäß- und Orthopädische Chirurgie, Hämatologie und Onkologie und Radiologie an. Auch die Physiotherapieabteilung behandelt ambulant und stationär, eine Gesundheitsschule mit dreijähriger Krankenpflegeausbildung sowie Kursen, Vorträgen und Seminaren für die Bevölkerung rundet das Angebot ab.
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Bahnhofstr. 63

Zigarrenfabrik Zülch 1888
Zigarrenfabrik Zülch & Nitzsche
Richtfest ca. 1888

Früher Bahnhofstr. 348

Die Blütezeit der Osterholz-Scharmbecker Zigarrenindustrie setzte 1888 u. a. mit der Neugründung der Zigarrenfabrik Zülch & Nitzsche mit 300 (meist in Heimarbeit tätigen) Arbeitern ein. 1897 wurde der Zigarrenfabrikant Hermann Zülch zum Scharmbecker Bürgervorsteher 1. Klasse gewählt. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, 2004)

1923 wurde Dr. jur. Karl Zülch als Schriftführer in den Vorstand der Ortsgruppe Osterholz-Scharmbeck des Bundes der Frontsoldaten e. V. („Stahlhelm“) gewählt. 1925 übernahm er die Anteile des Hermann Roelecke an der Fa. Zülch & Nitzsche und 1927 die Fa. H. Riechers & Co. OHG als Inhaber. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 360, 376, 395

1926 erhielt die von der Karlstraße einmündende Straße den Namen Schillerstraße. Im September 1927 wurde das Gebäude dem frisch zusammengelegten Flecken Osterholz-Scharmbeck als neues Rathaus angeboten. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

1933 bezog die neu gegründete Abteilung 4/171 „Jürgen Christian Findorff“ des Reichsarbeitsdienstes (RAD) das Gebäude. Das weibliche RAD-Lager wurde 1934 ins Witwenhaus von Gut Sandbeck (Beckstraße 34) verlegt. 1935 richtete sich die Zentrale der NS-Volkswohlfahrt (NSV) mit einer NSV-Schwesternstation ein. Die Männer des RAD zogen 1936 in das neu errichtete Barackenlager neben dem sog. Preußenplatz (Gelände des heutigen Kreishauses). 1940 Inbetriebnahme einer neuen Luftschutzsirene auf dem Dach des Gebäudes der NS-Volkswohlfahrt (NSV), 1943 Wiederöffnung eines NSV-Kindergartens.

1985 eröffnete die Kneipe „le chic“, 1986 die Fahrschule Felske. 1994 eröffnete Wolfgang Modrack ein Planungs- und Consult-Büro. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Bördestr. 41

Der ehemalige „Philippis Hof“ wurde 1835 erbaut und 2002 durch die Volksbank umfangreich restauriert. Die Hausfassade steht unter Denkmalschutz. Die vor dem Gebäude stehende Eiche (Philippis Eiche) ist etwa 350 Jahre alt und zum Naturdenkmal erklärt worden.

Auf dem Osterholzer Friedhof findet sich das Grab von Margarethe Elisabeth Philippi (geb. Suhr, * 1777, † 1864).

1843 wurde Adolf Philippi (* 11. Januar 1843; † 5. Mai 1918), später angesehener klassischer Philologe und Kunsthistoriker in Gießen, als eines von 6 Kindern von Rechtsanwalt Dr. August Philippi und Louise Kestner geboren. In seiner 1886 im Biographischen Jahrbuch für Altertumskunde veröffentlichten Selbstbiografie notierte er:

Geboren bin ich am 11. Januar 1843 in Osterholz, einem nicht weit von Bremen zwischen Wald und Wiesen reizend gelegenen Marktflecken. Der Ort bot in hannoverschen Zeiten als Sitz mehrer Behörden, Garnison einer Husarenschwadron und Mittelpunkt eines kleinen Verkehrs umwohnender Leute verschiedener Interessen und Stellung mehr Leben und Anregung als manche viel größere altpreußische Stadt. Nach der Annexion im Jahre 1866 beschränkte die sparsamere preußische Verwaltung den menschenreichen Apparat. Auch die blauen Gardehusaren verschwanden. Es entstanden Fabriken, und eine Eisenbahn führte die Menschen, die früher durch den Ort kommen mußten, daran vorüber oder höchstens zu flüchtigem Aufenthalt oder eiligem Geschäfte heran, und verschwunden war das Idyll, und an seiner Stelle liegt jetzt eines der vielen schnell anwachsenden, stadtartigen, bäurischen Industriedörfer, von wo, wer nicht bleiben muß, bald und gern nach der wirklichen Stadt übersiedelt. Mein Vater war Rechtsanwalt und hatte sich eine hübsche, kleine eigene Besitzung geschaffen. Dort wuchs ich auf mit fünf Geschwistern in der glücklichen Mitte zwischen dem Zuwenig und dem Zuviel, die zu der Frage nach der Verteilung der äußeren Güter mich zunächst in ein leidliches Verhältnis setzte. Ich lernte äußeres Gut als Quelle des Wohlseins hinlänglich schätzen, um es als Ziel mit auf die Bahn meines Strebens zu setzen, wenn ich auch nicht erfolgreich dabei war. Aber es hat mir dafür auch nie ungebührlich imponiert, wo es mir bei anderen entgegentrat, und so begann ich mit genügendem Idealismus meinen Lebensweg. Wenn ich an die weite Freiheit meiner ersten Jugend, an meine Beschäftigungen und meine Spiele und meine vielen Beziehungen zu Menschen und Tieren später zurückdachte, als ich unter das Joch der städtischen Kultur eingespannt war, glaubte ich immer in diesen reichen Erinnerungen viel vor anderen vorauszuhaben, und was mir und meinesgleichen fehlte, der Schliff der Stadtknaben, wurde, wenn auch unter unangenehmen Erfahrungen, schließlich doch auch uns zu teil.

Zu solchen Betrachtungen hätte ich nie Anlaß gehabt und äußerlich wäre mir und wahrscheinlich auch meinen Eltern das Leben leichter geworden, wenn wir in einer größeren Stadt gewohnt hätten. So aber kam ich im Alter von 13 Jahren zugleich mit meinem Bruder auf das Gymnasium zu Verden, in die Tertia. Dieser Übergang vom blöden Landfuchs, der den Briefträger in dem damals dort üblichen langen roten Rock für einen General hält, zum Abiturienten, der hinter seinen vornehmen städtischen Kameraden nun nicht mehr zurücksteht, bedeutet für die innere Entwickelung des Menschen unendlich viel mehr als das Griechisch und Latein, das er in den zurückgelegten fünf Jahren gelernt hat. Aber zunächst muß ich doch hiervon reden.

Am 27. September 1926 erwarb die Gemeinde Osterholz „Philippis Hof“ für 25.000 Mark vom Zigarrenfabrikanten Friedrich Schröder.

Büssing-Werke

1961 erwarben die Braunschweiger LKW-Bauer Büssing die ehemaligen Frerichs-Werke aus der Konkursmasse der Borgward-Werke und wurden damit der größte LKW-Produzent in Europa. Quelle: Die Büssing Automobilwerke in Braunschweig
1962-68 erwarb die Salzgitter AG die Aktien der Büssing AG. Mit dem Ende des „Wirtschaftswunders“ erlebt Fa. Büssing ab 1963 einen kontinuierlichen Umsatzrückgang. 1965-69 wurde mit der BS-Serie die letzte neue Modellreihe vorgestellt und gefertigt, die ersten Büssing-LKW mit „kantigem“ Führerhaus. 1968 schied die Fam. Büssing endgültig aus dem ehemaligen Familienunternehmen aus, von 1968 bis 1971 wurde die Aktienmehrheit des Unternehmens schrittweise von der Fa. MAN übernommen. Seit 1972 wurden die Fahrzeuge als MAN-Büssing gebaut, aber bereits nur noch als „Marke: MAN“ in den Fahrzeugpapieren geführt. Das Werk in Osterholz-Scharmbeck wurde bereits 1969 an die Faun-Werke verkauft.

[Ehemaliger Standort]

Frerichs & Co

Das ehemalige Fabrikgelände südlich des Bahnhofs, auf dem heute u. a. die Stadthalle steht, hat eine wechselvolle und interessante Geschichte hinter sich.

1864 oder 1865 baute die aus Rönnebeck zugezogene Firma Frerichs & Co unmittelbar am damals neu entstandenen Bahnhof eine Eisengießerei und Maschinenfabrik. 1904 wurde das Werk für den Bau größerer Schiffe erheblich vergrößert. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden überwiegend Schiffe und Schiffsdieselmotoren, während des Krieges hauptsächlich Granaten produziert. Zwischen 1900 und 1929 entstanden hier etwa 50 Heckraddampfer, die vorwiegend auf den großen Flüssen Südamerikas und Afrikas zum Einsatz kamen.

1927 brannte die Eisengießerei ab und wurde wegen finanzieller Probleme nicht wieder aufgebaut. Im Juli 1929 übernahm der Magistrat der Stadt eine Bürgschaft bis zu 300.000 Mark und entsandte Bürgermeister Karl Stephan in den Aufsichtsrat. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1) Die Weltwirtschaftskrise führte schließlich zum Konkurs des Unternehmens, im Juli 1931 wurde der Betrieb eingestellt. Als Hauptgläubiger übernahm die Stadt das Grundstück und die Fabrikgebäude. (Quellen: geschichtsatlas.de: Fahrzeugwerke Fritz Drettmann und J. Meyer-Korte: Osterholz-Scharmbeck in alten Ansichten Band 2, 1990)

[Ehemaliger Standort]

Alte Faun-Werke

Die bewegte Geschichte der nur noch in Teilen erhaltenen „alten Faun-Werke“ am Bahnhof wirft viele Lichter auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region.

Die Geschichte der hier ansässigen Firmen ist in den Firmenartikeln nachzulesen:

Im April 2003 fielen die meisten der mittlerweile nur noch als Lager genutzten Hallen einem Feuer zum Opfer. An ihrer Stelle enstand die im November 2005 eingeweihte Stadthalle.

[Standort ]

Kaufhaus Reuter

1927 erwarb Friedrich Walter Reuter in der Rübhofstr. das Kaufhaus Schmonsees und verlegte es im gleichen Jahr in die Bahnhofstr. 26-28. Als Kaufhaus Reuter prägte es fast 80 Jahre das Wirtschaftsleben der Stadt.

1962 wurden eine Lebensmittel- und eine Haushaltswarenabteilung eröffnet. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Im September 2002 feierte das Kaufhaus noch sein 75-jähriges Bestehen. 2003 musste es Insolvenz anmelden, der Betrieb konnte aber mit einer Bürgschaft des Landes Niedersachsen und dem Sortiment des Karstadt-Konzerns vorerst aufrechterhalten werden. Im August 2005 schlossen sich die Ladentüren endgültig und die 80 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Im April 2007 wurden Gebäude und Grundstück zwangsversteigert, den Zuschlag erhielt für 2.22 Mio € die Kreissparkasse. (Quelle: buten un binnen)

Lt. Stadtchronik hat Kaufhaus Reuter bereits 2001 das Insolvenzverfahren beantragt. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Weitere Informationen zum Grundstück unter Bahnhofstr. 26-28.

Waldhaus

Unter dem Namen Windhorsts Gasthaus eröffnete der Bahnhofswirt Hinrich Windhorst 1864 direkt am Klosterholz (Hohetor 57, später Nr. 2) einen Saal mit Sommergarten, um die zunehmende Zahl an Ausflüglern zu bewirten. An den Wochenenden waren nach Anschluss an das Reichsbahnnetz immer mehr Gäste insbesondere aus Bremen gekommen. Ein Jahr später entstanden direkt gegenüber die Lokale Bremer Haus (bis 1896 Friedrich Zemplin) und Hansa-Haus (bis 1872 Hr. Borgeloh). 1884 weihte F. Windhorst im Neubau einen neu eingerichteten Saal ein.

Osterholz. Gestern war unser Gehölz, speciell aber die direkt daran belegenen Gastwirtschaften der Herren Stelljes und Windhorst (Hohetor), wieder durchaus stark von Vergnügungsreisenden aus Bremen und Bremerhaven besucht. Man schätzt die Zahl der Fremden, die gestern hier waren, auf ca. 600 Personen. … Gegen 10 Uhr abends marschierte der größte Teil der Fremden unter Vorantritt eines Musikchors in langem Zuge, mit Hunderten von bunten Lampions die schattigen Waldwege feenhaft beleuchtend, dem Bahnhofe zu, um per Extrazug wieder zurückzufahren. (Lokale und provinzielle Nachrichten 19. Juli 1886)

Im Jahr 1893 firmierte das Etablissement in einer Anzeige in der Festzeitschrift des Kriegervereins unter dem Namen Zum Deutschen Garten (Inh. F. Windhorst). 1907 wurde im Lokal Windhorst der Bürgerverein Osterholz mit 130 Mitgliedern gegründet. Vom 7. bis 14. Mai 1911 wurde „im Windhorstschen Saale zu Osterholz“ das „Festspiel Der deutsch-franz. Krieg 1870/71 mit verbindender Dichtung und Musik“ aufgeführt. 1913 wurde das Hohetor in Hohetorstraße umbenannt. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

1935-1959 war Karl Hollenbeck Wirt des Waldhauses. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Gegen Ende des 2. Weltkrieges diente das Gasthaus als Lager für Fischerei-Zubehör, nach dem Krieg dann für militärisches Gerät der US-Army. Später wurde es von den US-Soldaten als Club genutzt, nach deren Abzug wieder als Gasthaus, dessen Bewirtung Windhorst an Karl Hollenbeck übergab. Quelle: Osterholzer Kreisblatt 25.8.2007

1959 übergab Hollenbeck die Gaststätte an Henry Hohenstein. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

2001 schloss Familie Heckel das Traditionslokal in der Hohetorstr. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

[Standort]

Steeneck

Am 1. April 1929 feierte das Baugeschäft Steeneck & Mevius sein 80-jähriges Bestehen. Gegründet 1849 von Maurermeister F. H. Steeneck, wurde es 1880 von dessen Sohn Johann übernommen, der im Januar 1919 den seinerzeitigen Prokuristen Maurermeister Carl Mevius als Teilhaber aufnahm.

Johann Steeneck wurde anlässlich des Scharmbecker Schützenfestes 1925 zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 373.

1925 macht der Maurermeister Hermann Steeneck in der Koppelstr. 191 ein Baugeschäft auf. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 374.

Am weißen Sande

Die Straße Am weißen Sande verbindet die heutige Bahnhofstraße mit der heutigen Lindenstraße. Über den Ursprung des Straßennamens hört man verschiedene Überlieferungen. Meist beziehen sie sich auf den Fahrbahnbelag, der bis in die 1960er-Jahre sandig und sehr weiß gewesen sein soll.

Tatsächlich jedoch war der weiße Sand eine Anhöhe im Osten der ursprünglich um den Scharmbecker Bach gelegenene Ansiedlung Scharmbeck, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Sandkuhle zur Gewinnung von Baumaterial genutzt wurde. Im Jahr 1831 wurde „an der sandigen südlichen Höhe des Weißen Sandes“ der neue Scharmbecker Friedhof (Johannisfriedhof) angelegt, nachdem der alte Friedhof an der St. Willehadikirche nur noch eine errechnete „Ruhezeit“ von 13 Jahren erlaubte. 1871 wurde der Land- und Gastwirt Johann Kattenhorn (Im weißen Sande 14, später Bahnhofstr. 76) Scharmbecker Schützenkönig. 1887 verkaufte die Gemeinde Osterholz die in der „Feldmark“ liegende Sandkuhle an den Maurermeister Johann Steeneck. Er planierte den abgetragenen Teil, der fast bis an den Passweg (später Lindenstraße) reicht, und bereitete dort Bauplätze vor. 1925 erfolgte aus Beschluss des Scharmbecker Magistrates die Umbenennung von „Hohlweg“ in „Richtweg“.

1926 wird bei einer Magistratssitzung diskutiert, den Bauplatz an dem Richtweg Nr. 12 „unter der Hand“ zu verkaufen, um Mittel für den Bau einer Warmwasserbadeanstalt aufzubringen.Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

Stehnke

1868 machte sich Maurermeister Gottfried Stehnke (Koppelstr. 174, später 28) selbständig. Unklar ist, ob er identisch oder verwandt mit dem „Tagelöhner Gottfried Stehnke“ (1842-1903) war, der am 12. März 1872 in den Vorstand des Sozialdemokratischen Arbeitervereins Scharmbeck gewählt wurde.

1885 wurde der Maurermeister Gottfried Stehnke (Koppelstr. 174, später 31) beim Scharmbecker Schützenfest Vizekönig. 1886 und 1889 wurde er zum Bürgervorsteher 2. Klasse gewählt. 1887 legte er den Grundstein für den Schulneubau in Westerbeck, der von ihm ausgeführt wurde. 1890 wurde ihm auch bei der Abnahme des Schulhausneubaus in Garlstedt „tadellose Ausführung“ attestiert. 1910 übernahm er die Maurerarbeiten für den Geräteschuppen der neu zu errichtenden Kleinbahnstation. 1913 kaufte er für 2.500 Mark das Helmkensche Wohnhaus in der Koppelstr. 173. 1914 wurde er zum Obermeister der der Baugewerken-Innung gewählt. Ein Gevert Stehnke gehört zu den Gefallenen im 1. Weltkrieg. Seine Witwe eröffnete 1919 in der Koppelstr. 477 ein Porzellan-, Glas und Steingutwarengeschäft. 1926 wurde der Maurermeister Gottfried Stehnke Präsident des Kegelclubs „Gut Holz“.

Sein Sohn Gottfried wurde 1910 in den Scharmbecker Schützenverein aufgenommen, 1928 wurde er Vorsitzender des neu gegründeten Junghandwerkerbundes Osterholz-Scharmbeck. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1 1932 übernahm der junge Gottfried die Firma. 1978 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Quelle: E. Meyer-Stiens: Heimliche Hauptstraße, Verl. Saade, 2000 1986 starb er im Alter von 79 Jahren. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Das Bauunternehmen Gottfried Stehnke feierte im Dezember 1993 sein 125-jähriges Bestehen.

Schule Lindenstraße

Das Gebäude an der Lindenstraße 55 hat eine bewegte Geschichte. 1905 kaufte die Gemeinde Scharmbeck dem Bauern Johann Freese vom Bergerhof für 10.000 Mark eine Weide ab, die zwischen der Volksschule (später Menckeschule) und der Bergerhofstraße (später Lindenstraße) lag. Im gleichen Jahr bewilligte der Bezirksausschuss in Stade das Ortsstatut für die dort geplante kaufmännische und gewerbliche Fortbildungschule. Das Statut verpflichtete alle im Gemeindebezirk Scharmbeck wohnhaften Handlungsgehilfen und Lehrlinge, die Fortbildungsschule zu besuchen und am Unterricht teilzunehmen. Das Schulgeld sollte für hiesige Schüler 30 und für Auswärtige 45 Mark jährlich betragen. 1906 wurde dann dem Maurermeister Johann Steeneck der Bauauftrag erteilt (Preis 44.000 Mark).

1910 wurden das Büro des Scharmbecker Magistrats und das Standesamt in das Gebäude verlegt. Vom 1. Oktober 1927 bis zum 15. Mai 1928 fand die Verwaltung der neuen Gemeinde Osterholz-Scharmbeck vorübergehend hier Raum, bevor sie in das neue Rathaus zog. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

1943 wurde in der Kreisberufsschule ein Kindergarten der NS-Volkswohlfahrt (NSV) eröffnet.

1957 beschloss der Stadtrat, dass nach Auszug des Kreiskrankenhauses in dessen neues Domizil die Mittelschule wegen ihrer jahrelangen Raumnot von der Bahnhofstraße 36 in die Lindenstraße ziehen soll. Dafür erhielt die Schule einen 2- und 3-geschossigen Anbau (Architekt Schulze-Herringen), der am 22. September 1959 eingeweiht wurde. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Von mindestens 2001 bis 2007 bestand die Grundschule Lindenstraße als anfangs einzige Schule vor Ort mit jahrgangsübergreifenden Klassen. Danach diente das Gebäude als Übergangsquartier der Realschule, seit 1. August 2011 Oberschule (gemeinsame Haupt- und Realschule nach dem Konzept der Lernlandschaften). Im Mai 2014 zog diese dann in das neue Lernhaus am Campus. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Freie Schule Lübberstedt (demnächst dann Freie Schule Lindenstraße) das Gebäude übernehmen wird.

St. Willehadi-Kirche

Willehadi-Kirche in Osterholz-ScharmbeckBereits im Jahr 850 wurde am Scharmbecker Markt aus Holz die älteste Kirche der Gegend gebaut und erhielt den Namen des ersten Bremer Bischofs, des Heiligen Willehad. Von der 1150 neu errichteten Kirche aus Feldsteinen sind die Turmmauern bis heute erhalten. Das Kirchenschiff wurde 1745 durch ein wesentlich größeres Gebäude ersetzt, das bis heute erhalten ist. 1883 mussten die vier kleinen Ecktürmchen des Turmes von Maurermeister Johann Steeneck wegen Einsturzgefahr entfernt werden. Die kleine Glocke und die Uhrschlagglocke wurden 1915 für die Kriegsindustrie geopfert.

Eine 1678 von Arp Schnitger für 250 Reichsthaler gebaute Orgel wurde 1734 durch das noch heute gespielte und vom Schnitger-Schüler Erasmus Bielfeldt gebaute Instrument ersetzt, die sog. Erasmus Bielfeldt Orgel. Dem renommierten Orgelsachverständigen und Organisten Prof. Harald Vogel zur Folge ist „ein solches original erhaltenes Instrument … einzigartig“. Es sei das vollständigste und klanglich am besten erhaltene Werk aus der Schnitger-Schule und gehöre zu den wichtigsten historischen Orgeln Deutschlands. (Quelle: Hamme Report 28.1.2009)
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Mühle am Hafen

Hafen mit Mühle1769 baute Lüer Steffens am Osterholzer Hafen einen Galerieholländer. 1864 wurde die Mühle von der Familie Wohltmann gekauft, 1879 war sie an Hr. Hauschild (Vegesack) verpachtet. 1907 verkauften die Wohltmann-Erben die Kornmühle an Albert Puff, der auch als Motorbootkapitän (vom Hafen zu den Hammehütten) tätig war. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1)

Puff legte die Mühle 1932 still, 1946 verlor sie durch Blitzschlag ihr Windwerk. Später wurde hier ein Jugendtreff eingerichtet, seit 1960 betreibt Peter Bruns sein Jazz-Lokal, das über Jahrzehnte weit überregionale Bedeutung besaß.

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Kleinbahnhof

Ebenso wie der Worpsweder Bahnhof wurde auch der Kleinbahnhof in Osterholz-Scharmbeck (ehemals „Osterholz-Scharmbeck-Ost“, heute auch Kulturzentrum oder KUZ genannt) von Heinrich Vogeler entworfen, den Auftrag der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn erhielt er 1910. Die Gleise verliefen unmittelbar vor dem Gebäude, wo sich heute die Straße befindet. Nach Einstellung des Kleinbahnbetriebes 1974 diente das Gebäude u. a. als Warenlager und Asylbewerberheim, bevor es 1984-1986 durch den Verein Kulturzentrum e.V. nach Plänen Vogelers restauriert wurde. Am 14.12.1986 wurde das Kulturzentrum offiziell eröffnet, Vereinsvorsitzender damals Rainer Ohntrup. Als Mieter nahm der von Eltern selbstorganisierte „Kinderladen e.V.“ seine Arbeit auf.

Der Kleinbahnhof steht heute unter Denkmalschutz.

[Standort]

Geheimgang am Kloster Osterholz

Wahrscheinlicher Grundriss im Jahr 1200
Wahrscheinlicher Grundriss im Jahr 1200

Das Osterholzer Kloster, von dem nur die St. Marienkirche und vermutlich ein Wirtschaftgebäude im südlichen Teil des ehemaligen Westflügels (heute Baumhof 5) übrig sind, verfügte wahrscheinlich über einen unterirdischen Fluchtweg. Als Geheimgang zum Zisterzienserkloster Lilienthal ist er Bestandteil alter Erzählungen, in Zeichnungen ist er als unterirdischer Gang eingezeichnet. Volker Müller hat 1973 das Haus Baumhof 5 gekauft und zur 800-Jahr-Feier des Klosters (1982) in seinem Keller den Anfangsteil eines 90 cm hohen und 50 cm breiten Ganges freigelegt. Er vermutet, dass er nach einigen hundert Metern im Moor endete und von dort ein Knüppeldamm nach Lilienthal führte. Quelle: Osterholzer Kreisblatt 14.8.2007

[Standort]

Helgoland

MöweEine (bei schönem Wetter sehr angenehme) Tagestour entfernt liegt die einzige deutsche Hochseeinsel. Mit dem Auto sind es 60 Min. nach Cuxhaven, am Fährhafen legt die „Atlantis“ um 10:30 Uhr ab, gegen halb sieben abends ist man wieder zurück. Auf der Insel bleiben einem zwar so nur rund dreieinhalb Stunden, was für einen ersten Eindruck und interessanten Spaziergang zur Langen Anna aber reicht. Ein vielleicht verlängertes Wochenende dort steht auf der to-do-list.

Das Foto wurde digital mit der Canon EOS 400D bei einer Sensorempfindlichkeit von ISO 200 aufgenommen. Die Blende von f/4.5 bei einer Brennweite von 180mm (entspricht etwa 290mm bei Kleinbildkameras) führt zwar zu einer geringen Schärfentiefe. Sie erlaubte aber eine Belichtungszeit von 1/2500 sec, so dass die Teleaufnahme auch bei schneller Objektbewegung „aus der Hand“ nicht verwackelt.

Sonnenaufgang bei Tietjens Hütte

Hammebrücke Tietjenshütte
Morgens um 6:00 ...
Letzten Sonntag gegen 6:00 Uhr: Ich war nicht der Einzige, der die aufgehende Sonne über der Hamme auf seinen Speicherchip bannen wollte. Die Stimmung auf der Hammebrücke bei Tietjens Hütte war einzigartig. Leider habe ich versäumt, die Kameraempfindlichkeit für diese Aufnahme auf das Notwendige zu reduzieren. So zeigt der Himmel bei kritischer Betrachtung wegen der zuvor im Zwielicht benötigten ISO 400 ein wenig Farbrauschen, was aber meines Erachtens der Stimmung des Bildes keinen Abbruch tut. Dies ist mein Lieblingsbild im August, erfreulicherweise sind auch einige andere Bilder dieses Morgens ganz nett geworden.

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