Canon EOS 6D

Foto: Canon
Anfangs ging es mir mit der neuen Canon EOS 6D wie vor einem Jahr mit der 5D Mark III (hier nachzulesen): Ich war ganz angetan, konnte mich aber nicht entscheiden, ob der Wechsel von meiner gut drei Jahre alten 5D Mark II lohnt … . Anfang März habe ich mich durchgerungen und jetzt bin ich glücklich mit dem guten Stück. Vielleicht helfen diese Zeilen dem Einen oder Anderen, der vor einer ähnlichen Entscheidung steht.

Bei der 5D Mark III habe ich mich bis heute enthalten, für mich persönlich war das auch richtig. Die Vorteile der Mark III im Vergleich zu Mark II rechtfertigen für meine Einsatzgebiete die Zuzahlung nicht. Wie auch, wenn ich fast immer nur den zentralen Autofokus-Sensor verwende und wenig Sport und andere schnell bewegliche Motive fotografiere.

Bei der 6D sah die Sache etwas anders aus. Mit einem Listenpreis von € 1.999.- (5D Mark III: € 3.299.-) und einem Straßenpreis Anfang 2013 um € 1.900.- (5D Mark III: € 2.900.-) ist sie deutlich günstiger. Und sie hat im Wesentlichen vier manchmal entscheidende Vorteile gegenüber meiner bisherigen 5D Mark II:

  • WLAN-Hotspot mit umfangreicher Fernbedienung via iPhone und iPad. Echtes Killer-feature, die möglichen Einsatzgebiete kann ich nur erahnen. Wildlife … (Kinder-)Porträts … Drohnen … ungeahnte Möglichkeiten, denke ich.
  • Besserer Autofokus mit insbesondere sehr lichtempfindlichem zentralen Sensor. Für mich als großen Anhänger des zentralen AF-Punktes außerordentlich nützlich, noch lichtempfindlicher als der in der 5D Mark III (EV -3 vs. -2). Lt. Vergleichstest in der PHOTOGRAPHIE und auch meinen eigenen Erfahrungen zur Folge hält er auch, was Canon verspricht.
  • Etwas besseres Rauschverhalten des Sensors bei ISO 1.600 und höher. Alle Fotos mit ISO 6.400, die ich bislang im Netz und in der PHOTOGRAPHIE (Kamera-Vergleichstest 3/2013) gesehen habe, waren ziemlich beeindruckend. Meine eigenen Aufnahmen haben es zumindest mir dann klar gezeigt: selbst ISO 12.800 ist für journalistische Zwecke durchaus zu gebrauchen (s. u.).
  • eine etwas flexiblere Auto-ISO-Funktion. Wie bei der Mark III funktioniert Auto-ISO bei der 6D auch im manuellen Modus M, außerdem können untere und obere ISO-Grenzwerte und eine maximale Verschlusszeit von 1 bis 1/250 s definiert werden. Über den Sinn habe ich hier schon mal nachgedacht, aber besser als Nix …

Details über Unterschiede zur 5D Mk II und Mk III sowie Überlegungen dazu habe ich weitgehend in EOS 6D im Vergleich verlagert, hier soll es hauptsächlich um die 6D selbst gehen.

Erster Eindruck / Haptik

Canon EOS 6D (li.) und 5D Mark II
Gewicht inkl. Karte & Akku 755 g; Maße (B x H x T) 144 x 111 x 71 mm (zum Vgl. EOS 5D Mark II: Gewicht inkl. Karte & Akku 900 g; B x H x T 152 x 114 x 75 mm)

Der Unterschied zwischen 5D Mk II und 6D ist auf den ersten Blick gering. Die 8 mm geringere Breite ist noch am ehesten erkennbar, 3 mm weniger Höhe und 4 mm geringere Tiefe fallen kaum ins Gewicht. Auch die 145 g Gewichtsersparnis sind nur mit gutem Willen spürbar, spätestens mit einem mittelgroßen Standardzoom ist der Unterschied nicht mehr relevant.

Der Handgriff der 6D ist gleich hoch, aber etwas schmaler als jener der 5D Mark II. Meinen recht großen Händen liegen beide etwa gleich gut. Die Verarbeitung scheint sehr ähnlich. Jedenfalls wirkt die 6D in dieser Hinsicht nicht unprofessioneller, wie manchmal geschrieben wird. Die obere Gehäuseschale ist wegen des WLAN- und GPS-Moduls aus Kunststoff gefertigt, was ich ihr nicht anmerke.

Erfahrungen

73 mm / ISO 12.800 / f/4.0 / 1/50 s
Um es zusammenzufassen: Ich bin sehr zufrieden. 90 % der Nutzung ist praktisch identisch zur 5D Mk II, bei normalen Lichtverhältnissen und den gleichen Objektiven (Canon 4/24-105, 1.4/50 und 2.8/70-200 sowie Sigma 1.4/85) merke ich absolut keinen Unterschied. Die etwas anders sortierten Knöpfe und Schalter kosteten mich anfangs etwa eine Stunde, um mich mit den Standardhandgriffen vertraut zu machen. Jetzt nach 2 Wochen denke ich schon nicht mehr daran.

Heute aber habe ich mir ein kleines Loch in den Bauch gefreut. Bei einem „Bücherfrühstück“ mit kleinen Lesungen hat die 6D genau das gemacht, was ich mir erhofft hatte: das Auslösegeräusch im „silent mode“ störte zu keinem Zeitpunkt und der zentrale AF-Sensor erwies sich auch bei wirklich wenig „available“ Licht als sehr treffsicher. Er arbeitet bei schlechten Lichtverhältnissen in der Tat exakter als jener der 5D Mk II.

Ausschnitt 100 %
100 % Ausschnitt ... ISO 12.800 (!!)
Zu Hause nach dem Einspielen der RAW-Dateien und einer nur oberflächlichen Rauschreduzierung in Lightroom ein weiterer Lichtblick. Ich habe zwar noch keinen direkten Vergleich mit den eh‘ schon sehr guten High-ISO-Ergebnissen der 5D angestellt, mein subjektiver erster Eindruck war aber außerordentlich positiv, siehe den 100 %-Ausschnitt dieses Aufnahme bei ISO 12.800. Natürlich rauscht es da ordentlich, aber für dokumentarische Zwecke ist das sowohl für Web als auch für Print voll ausreichend. Und wer Fineart-Prints mit 12.800 macht, ist schließlich selbst schuld … oder verbindet damit eine Bildaussage 😉

Lektüre dazu
  • Technische Daten der 6D bei Canon
  • Bedienungsanleitung 6D
  • Ausführliches Review von Amadou Diallo bei dpreview.com (Februar 2013)
  • Vergleichtest von Canon 6D, Nikon D600 und Sony Alpha 99 in PHOTOGRAPHIE 03/2013. Testsieger: EOS 6D mit besonderer Erwähnung des AF-Systems: „Mit ’nur‘ einem Kreuzsensor und zehn flankierenden Fadensensoren fällt sie auf dem Papier hinter das Testfeld zurück. Tatsächlich ist dieser eine Kreuzsensor den Mitbewerbern aber so deutlich überlegen, dass Canon hier einen klaren Etappensieg verbucht. Selbst wenn fast gar kein Licht vorhanden ist, agiert die EOS zielsicher und schnell – Chapeau!“. Übrigens: die dort von Tester Tolksdorf vermisste AF-Feinjustierung ist zumindest lt. Kamera-Manual (S. 318) durchaus vorhanden.
  • Vergleichstest Canon 6D vs. Nikon D600 bei Ralfs-Foto-Bude
  • Sehr ausführliches Review von Ken Rockwell, der die 6D knapp hinter der 5D Mark III für die zweitbeste DSLR am Markt hält, besser als seine D600.

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