Sternschnuppen fotografieren

Tietjenshütte mit Sternschnuppe
Hamme bei Tietjenshütte
Ausschnittsvergrößerung: Sternschnuppe oben li. - Canon 5D MkII, 24 mm, 1:6.3, 25 s, ISO 640

Gar nicht so einfach, Sternschnuppen zu fotografieren. Gestern war das Maximum des diesjährig besonders ergiebigen Sternschnuppenstroms der Draconiden vorhergesagt, 300 bis 600 Sternschnuppen pro Stunde waren prognostiziert worden. Ihr Radiant, aus dem sie zu entstehen scheinen, ist das Sternbild Drachen (lat. draco).

Wir suchten uns also einen Ort mit guter Sicht nach Westnordwest und einem fotogenen Vordergrund, in diesem Fall die Hammebrücke bei Tietjenshütte. Letztlich war die ganze Aktion zumindest hinsichtlich der Sternschnuppen von nur magerem Erfolg gekrönt, hat mir aber wertvolle Erkenntnisse eingebracht. Die will ich hier mal archivieren:

  1. Wolken sind natürlich schlecht, ist klar.
  2. Zu viel Mond (gestern war 4 Tage vor Vollmond) ist auch schlecht, anderweitige Lichtquellen ebenso. Ganz so negativ wie vielerorts diskutiert empfinde ich diese „Lichtverschmutzung“ aber nicht, immerhin will man in 10-30 Sek. (Belichtungszeit, dazu später) ja nicht nur den Himmel mit Sternen und (idealerweise auch) Sternschnuppen, sondern auch irgendeinen Vordergrund belichten. Ich jedenfalls, nur Himmel finde ich langweilig. Völlige Dunkelheit würde ich also nicht gerade bevorzugen. Gestern war die Mischung eigentlich gar nicht so schlecht, direkt bei Tietjens aber doch zu hell (und viel zu viele Autos auf der Straße…).
  3. Sternschnuppen sind ungeheuer schnell, schneller als ich sie in Erinnerung hatte. Dabei sollen die Draconiden sogar zu den eher „langsamen“ gehören. Deren 24.000 m/s lassen sie von mir geschätzte 0.5 s am Himmel ihre Spur ziehen. Aussichtslos also, sie gezielt abzulichten. Einzig sinnvolle Technik ist die Aneinanderreihung von Langzeitbelichtungen, wobei die Kometen-Trefferquote dem Zufall überlassen bleibt.
  4. Je geringer die Brennweite des Objektivs, umso höher die statistische Wahrscheinlichkeit, einen Kometen einzufangen. Umso kleiner andererseits auch die Sterne und Kometenspuren auf den Fotos. Ca. 35 mm (KB-Äquivalent) scheint mir ein guter Kompromiss zu sein.
  5. Bei dieser Brennweite zeigen Sterne je nach Entfernung zum Horizont etwa ab 15 s Belichtungszeit die typischen durch die Erdrotation bedingten Bewegungsartefakte, die mich zumindest bei diesen Aufnahmen stören. Eine Belichtungszeit von 15-25 s sehe ich als guten Kompromiss zwischen „Kometenwahrscheinlichkeit“ und Bewegungsunschärfe der Sterne an. Ich habe im Internet allerdings auch Fotografen gefunden, die diese „Sternschweife“ auf ihren Fotos als Sternschnuppen verkaufen, dann sollte man ruhig 5-10 Minuten Belichtungszeit wählen 🙂
  6. Handschuhe nicht vergessen, warmer Kakao wäre auch nicht schlecht gewesen.

Auch wenn ich letztlich nur ein einziges Bild (von 48) mit sichtbarer Sternschnuppe nach Hause gebracht habe und dieses auch noch durch die Wolken etwas beeinträchtigt wirkt, der Sternenhimmel über der Hamme ist schon sehenswert! Auch ohne Sternschnuppe:

Sternenklarer Himmel ... Wolken- und (leider auch) Kometenfrei

2 Antworten auf „Sternschnuppen fotografieren“

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