Canon EOS 5D Mark III

Foto: Canon
3. März 2012: Jetzt ist die Katze aus dem Sack und scheint mir ein Volltreffer zu sein: Canon hat am 2. März die EOS 5D Mark III vorgestellt, Nachfolgerin der ohne Übertreibung legendären und bei Amateuren wie auch vielen Profis ungemein beliebten 5D Mark II. Den Daten (guckstu hier) und einem ersten Vorserientester (Jeff) zur Folge hat Canon alles richtig gemacht. Was mich angeht jedenfalls.

Das Gute (fast) beibehalten: Größe, Bildformat, Auflösung, Akku (der gleiche aus der Mark II !) …

Kleinigkeiten verbessert: Sucher, Display, Spritzwasserschutz, zweiter Kartenslot (SD!), Prozessor (DIGIC 5+), Geschwindigkeit, Menü, Extras …

Echte Ärgernisse beseitigt: Autofokus (das System der neuen 1Dx, wow!) …

Das Ganze soll ab Ende März für € 3299.- erhältlich sein. Viele Euros, in der Tat. Vorbehaltlich angemessener Qualität aber nicht ganz ungerechtfertigt für ein System, das dann ziemlich genau zwischen der „alten“ 5D Mark II und der neuen 1Dx anzusiedeln wäre. Die Mark II gibt’s mittlerweile übrigens bei Amazon für € 1.777,79.

16.3.12: Wer sich dafür interessiert, kann bei canonrumors schon mal die Bedienungsanleitung (engl.) studieren …

Andere Meinungen
  • Canon-addict Jeff Ascough hat Anfang März offenkundig ein Vorserienmodell in Händen gehabt und äußert sich sehr positiv. Liest sich vll. etwas unkritisch …?
  • Ryan Brenizer zeigt am 25.3. erstmal einen 12.800 ISO „Schnappschuss“ und wirkt als zuletzt überzeugter Nikon 3Ds-Nutzer ziemlich angetan: „… but it feels like they’ve really adapted Nikon’s innovations and combined them with Canon’s own to make a fantastic camera.“ Am 30.3. dann sein vorläufiges Urteil: „More importantly, Canon has built a near-perfect wedding camera. Great at high ISOs, accurate and customizable autofocus, speedy and quiet operation and with versatile RAW resolution, this camera is finally a worthy companion to Canon’s huge array of lenses. On either the Nikon or Canon side, you can’t use the camera as an excuse anymore.“
  • Gizmodo
  • Engadget
  • 1. Teil (von 3en) eines Videos zum Vergleich EOS 5D Mark III vs. Nikon D800 unter Praxisbedingungen von The Camerastore in Calgary. 2. Teil folgt hier.

ISO Auto EOS 5D Mark III

5D Mark III (Foto:Canon)
Ein Punkt, der mich an der Mark II stört, ist die inkonsequente Umsetzung der im Grunde willkommenen ISO Auto Funktion. Und ich bin etwas enttäuscht, dass die Verbesserungen in der neuen Canon EOS 5D Mark III erneut inkonsequent geblieben sind. Aus meiner Sicht jedenfalls.

Wofür ISO Auto?

Früher war ich gewohnt, die Lichtempfindlichkeit des Sensors (ISO) im Kameramenü fest einzustellen. Die 5D Mark II bot mir erstmals die Option „ISO Auto“ an. Drei Monate lang glaubte ich, diese Automatik völlig unnütz finden zu müssen: Hab‘ ich noch nie vermisst, gerade die ISO werde ich tunlichst per Hand und mit Köpfchen selbst bestimmen. Möglichst niedrig natürlich, um möglichst wenig gefürchtetes Rauschen zu erhalten. Das ist in der Theorie auch goldrichtig, führte aber in der Praxis immer wieder zu Bildern mit unnötig hoher ISO, die ich ihnen erst später anmerkte. In glücklichen Momenten noch „am Set“, dann konnte ich sie manchmal wiederholen. In mindestens ebenso vielen Fällen aber erst nach dem Download am PC, dann war die Chance vertan. Ursache waren entweder rasch wechselnde Lichbedingungen oder schlichte SchusseligkeitHektik. ISO war dann eben auf 800 programmiert und das Licht reichte doch für 1/250 Sek mit dem 50mm-Objektiv. Schade drum. Auto-ISO sorgt bei solchen Bedingungen schön bequem (und zuverlässig!) für die jeweils geringst-mögliche ISO.

ISO Auto an der 5D Mark II

Nach anfangs zögerlichen Versuchen mit ISO Auto war ich dann eine Weile ganz angetan. Besonders sinnvoll schien mir die ISO-Automatik in meinem „Lieblingsprogramm“, der Blendenvorwahl AV. Hier wählt ISO Auto nämlich die Belichtungszeit in Abhängigkeit von der aktuell verwendeten Brennweite. Beispiel: Grundsätzlich wird ISO 100 verwendet, solange das Licht reicht. Bei Blendenvorwahl (also im AV-Modus) wird mit abnehmender Lichtmenge die Belichtungszeit bis ca. 1/Brennweite verlängert. Das sind max. 1/40 Sek beim 50mm und 1/80 beim 80mm-Objektiv. Erst dann wird die ISO unter Beibehaltung dieser „längstmöglichen“ Belichtungszeit bis max. 3.200 erhöht.

Diese scheinbar nützliche Logik hat leider zwei kleine Haken, die in der Praxis aber von manchmal entscheidender Bedeutung waren:

  • Bei 1/40 Sek Belichtungszeit steigt bei mir der Anteil verwackelter Bilder leider schon deutlich an. Das hat sicher mit dem Alter, dem Maß an Entspanntheit und vielleicht sogar schon mit der Erschütterung durch den Spiegelschlag zu tun, ist aber (leider) Fakt. 1/60 Sek würde bei mir deutlich bessere Ergebnisse bringen, das habe ich ausgiebig probiert. Kann ich aber für ISO Auto leider nicht einstellen.
  • ISO Auto berücksichtigt leider nicht, ob das Objektiv bildstabilisiert und der IS aktiviert ist. Das führt bei diesen Objektiven zu unnötig kurzen Belichtungszeiten, die man lieber in geringere ISO „investiert“ hätte. Kann man aber leider ebenfalls nicht einstellen.

Am praktikabelsten wäre vielleicht der manuelle Modus M: Blende und Zeit vorgeben und die Kamera wählt die passende ISO. Aber leider Pustekuchen: die 5D Mark II wählt bei ISO Auto im M-Modus stur ISO 400 und weicht davon auch keinen Millimeter ab.

ISO Auto an der 5D Mark III

Die gute Nachricht: Canon hat die ISO Auto-Funktion verbessert. ISO Auto funktioniert jetzt auch im manuellen Modus M und die maximale Belichtungszeit kann vorgegeben werden. Mir würde beides gerade bei low-light-Porträts und Kinderfotografien eine Ecke weiterhelfen. Ich könnte dann beispielsweise bei 50mm Brennweite als kürzeste Belichtungszeit 1/60 Sek vorgeben oder gleich den M-Modus wählen … und wäre eine Ecke zufriedener.

Die schlechte Nachricht: Canon ist irgendwie auf halbem Weg stecken geblieben. Eine evtl. aktivierte Bildstabilisierung wird weiterhin nicht berücksichtigt, die max. Belichtungszeit kann nur im Bereich 1-1/250 Sek vorgegeben werden und ist nicht Brennweiten-abhängig. Eine Enttäuschung für alle Wildlife- und Sportfotografen, die bei Gläsern oberhalb von 200mm Brennweite und/oder diversen Sportarten sicher auch mal Verschlusszeiten von weniger als 1/250 Sek würden erzwingen wollen. Und gerade bei der (insgesamt sicher häufigen) Verwendung bildstabilisierter Zoom-Objektive wäre eine Verknüpfung von Brennweiten- und Stabilisator-abhängiger Verschlusszeit mit zusätzlich individueller Korrektur eine echte Hilfe. Beispiel: Verschlusszeit mit Stabi 2/Brennweite, Verschlusszeit ohne Stabi 1/Brennweite, Korrektur in Drittel Blendenstufen.

Die neutrale Nachricht: Der von ISO Auto nutzbare ISO-Bereich kann jetzt eingegrenzt werden, was ich ehrlich gesagt für völlig unnötig halte. Die Philosophie von ISO Auto ist ja nun mal eindeutig: „So wenig ISO wie möglich, aber besser ein verrauschtes Bild als gar kein Bild“. Was macht es da für einen Sinn, den ISO-Bereich zu beschränken? Wegwerfen kann ich die Aufnahme schließlich immer noch …

Fazit

Ich denke, dass ich persönlich von der ISO-Automatik der Mark III sehr profitieren würde. Wäre mir schon was wert. Wenn man bedenkt, dass häufig unscharfe „low-light-Porträts“ die einzigen wirklich enttäuschenden Bilder mit meiner Mark II sind, wäre das vermutlich schon eine sehr relevante Verbesserung. Für mich, wohlgemerkt. Wer viel Sport oder andere bewegte Motive womöglich mit großen Brennweiten fotografiert, wird auch in der neuen Version nur begrenzte Freude an ISO Auto haben und allenfalls von deren Verfügbarkeit jetzt auch im M-Modus profitieren.

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