Fahrzeugwerke Fritz Drettmann

Nach dem Konkurs der Frerichswerke während der Weltwirtschaftskrise 1931 standen die Werkshallen am Bahnhof Osterholz-Scharmbeck (auch als „alte FAUN-Werke“ bekannt) leer. Grundstück und die Fabrikgebäude waren zunächst im Besitz der Stadt und wurden dann von den Drettmann-Werken übenommen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden auf Hochtouren Drehkreuze für die 8.8-cm-Flakgeschütze der Wehrmacht hergestellt, während des Krieges sollen bis zu 500 überwiegend russische Zwangsarbeiter im Werk eingesetzt worden sein.

Nach dem Krieg erhielt das Werk von der US-amerikanischen Property Control recht rasch eine Genehmigung zur Produktion von Lkw-Anhängern. Später wurden Lastkraftwagen produziert und ein Einstieg in den Schiffbau versucht. Unter anderen stammten die ersten Möbelwagen der Fa. Meyerhoff (damals Bahnhofstr. 37) aus dem Hause Drettmann. Ende der 1950er-Jahre jedoch geriet die Firma in finanzielle Schwierigkeiten, was auf ein zu langes Festhalten an der manuellen Fertigung und ausbleibende Anpassung an industrielle Produktionsverfahren zurückgeführt wird. 1959 wurde das hiesige Werk stillgelegt, Anfang der 1960er-Jahre stellte das nach Bremen-Burg umgezogene Unternehmen die Produktion ganz ein.
Quelle: J. Wilke: Nach dem Krieg wurden Maschinen ausgebuddelt. Osterholzer Kreisblatt 27.10.2007

Denkmal

Denkmal ca. 1910
ca. 1910
(aus: J. Meyer-Korte: Osterholz-Scharmbeck in alten Ansichten Band 2)
Denkmal 2007
2007

Am Denkmal …, vom Denkmal … ; was für alte Scharmbecker eine Selbstverständlichkeit ist, wird vielen Zugereisten zunächst schwer verständlich sein: von welchem Denkmal ist hier die Rede?

Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges, im Jahr 1872 und damit zehn Jahre nach Eröffnung von Eisenbahnstrecke und Bahnhof auf damals noch fast völlig freiem Feld zwischen den Flecken Osterholz und Scharmbeck erbaut, markierte 110 Jahre lang einen der markantesten Knotenpunkte der späteren Stadt Osterholz-Scharmbeck. 16 Jahre später kündete der Neubau der Zigarrenfabrik Zülch hier vom Aufschwung der örtlichen Tabakindustrie, weitere drei Jahre später entstand gegenüber das Armenhaus (heute Rathaus).

Heute ist das Denkmal fast unscheinbar in den Hintergrund gerückt. 1982 musste es der geänderten Verkehrsführung im Zuge des Neubaus der Eisenbahnunterführung weichen und ist ca. 20 m nach Norden an den Kreuzungsrand versetzt worden. Ob dieses keineswegs untypische Beispiel städteplanerischen Ideenreichtums der 1970er- und 1980er-Jahre dem Gesamteindruck der Kreuzung unmittelbar vor unserem Rathaus zum Vorteil gereicht hat, mag jeder selbst entscheiden.

Bahnhofstr. 95

Kreuzung Bahnhofstr./Am weißen Sande
Kreuzung Bahnhofstr./Lange Straße 1930 …
(aus: W. Schubert u.a.: Osterholz-Scharmbeck in alten Ansichten,
rechts im Bild Bahnhofstraße Nr. 95)
Kreuzung Bahnhofstr./Am weißen Sande 2007
… und 2007 (links im Bild Bahnhofstraße Nr. 76)

Vor 1934 Bahnhofstr. 309

1905 richtete Schlossermeister Johann Georg Arfmann hier seine Werkstatt ein. 1921 eröffnete Gotthold Schilling ein Fischgeschäft. 1922 machte sich der Hutmacher J. Klibanow im Haus von G. Schilling mit einer Hutfabrik und Umpresserei „Hansa“ selbständig. Arfmann wurde 1927 für die Bürgerliche Einheitsliste zum Wortführer des neuen Magistrats von Osterholz-Scharmbeck gewählt. Im selben Jahr eröffnet Dr. Wilhelm Magerhans seine Anwaltskanzlei in dessen Haus. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 254 …

1938 bezog Zahnarzt Jürgen Schneider seine Praxis im Arfmann’schen Haus. 1947 eröffnete Rechtsanwalt Dr. Heinrich Deyerling seine Kanzlei. 1986 starb der Landwirt Hinrich Schnibbe im Alter von 54 Jahren. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Auf der Postkarte von 1935 ist im Vordergrund -damals vor dem Schnibbenschen Hof gelegen- einer der etwa zwölf öffentlichen Brunnen zu erkennen, der erst mit der Fertigstellung der öffentlichen Wasserleitung überflüssig wurde. Der große Baum links auf der Aufnahme von 2007 ist die nach der Baumfällaktion im Jahre 1954 einzig übriggebliebene Linde an der Bahnhofstraße.

1991-heute: Sanitätshaus Tolle (erweitert 1996). Heute außerdem Beratungsstelle der BHW Bausparkasse AG.

Nationalsozialismus

Sitz der NSDAP-Kreisleitung ab 1937 (heute vermutlich Am Stadtpark 14, Foto aus J. Segelken 'Heimatbuch' 1938
Die Osterholz-Scharmbecker Ortsgruppe der NSDAP wurde am 1. März 1930 gegründet, erster Ortsgruppenleiter war Franz Grell. Die erste Parteiversammlung fand am 20. März im Tivoli statt. 1931-33 war Johann Georg Arfmann Ortsgruppenleiter, ab 1933 Johann Grotheer. Kreisleiter wurden 1931 der hiesige Friedrich Schmonsees und 1937 Paul Lange. (Quelle: Segelken 1938)

Lt. Stadtchronik wurde Paul Lange aus Lüneburg 1937 als Nachfolger von Reinhard Löffler Kreisleiter, Letzterer ging als Bürgermeister nach Blumenthal. Gleichzeitig wurde die Kreisleitung der NSDAP von Blumenthal nach OHZ in die frühere Direktorenwohnung der Frerichswerke am Schwarzen Weg am Bahnhof verlegt. 1939-40 wurde die Kreisleitung für die Dauer von Langes Kriegseinsatz vorübergehend von Mathus Schlüter aus Wesermünde wahrgenommen. 1944 ging der kommissarische Kreisleiter Bernhard Graalmann nach Wesermünde zurück, Nachfolger wurde Wilfried Weyhausen.

Die Ortsgruppe Osterholz-Scharmbeck wurde im August 1938 in die Gruppe Ost (Ortsgruppenleiter Friedrich Windhorst) und die Gruppe West (Ortsgruppenleiter Johann Grotheer) geteilt. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Stellvertretender Gauleiter war 1938 ein „Pg. Peper“. Erster Sturmführer der SA in Osterholz-Scharmbeck war Heinz Herrmann, 1938 gehörten unter Sturmführer Heinz von Oehsen 217 Männer zum SA-Sturm 25/411. 1932 entstand eine SS-Schar mit 8 Männern, geführt von Fritz Poggensee. Seit 1934 bestand der SS-Zug 2 des SS-Sturmes 9/88 unter dem Kommando des SS-Zugführers Hans Carl Späth mit 26 Aktiven im Jahr 1938. (Quelle: Segelken 1938)

Wenige Tage vor dem Einmarsch der britischen Truppen verbrannte Martin F. „mit höherem Dienstgrad in der örtlichen Parteihierarchie […] hinter dem ‚Haus der NSDAP‘ in der Bahnhofstraße“ [?] Akten und Propagandamaterial. Am 20. April 1945 noch verkündete der Kreisleiter der NSDAP Wilfried Weyhausen:

„Gauleiter und Kreisleiter, sonstige Politische Leiter und Gliederungsführer kämpfen in ihrem Gau und Kreis, siegen oder fallen. Ein Hundsfott, wer seinen vom Feind angegriffenen Gau ohne ausdrücklichen Befehl des Führers verläßt, wer nicht bis zum letzten Augenblock kämpft; er wird als Fahnenflüchtiger geächtet und behandelt.“

bevor er selbst aber in der Nacht des 3. Mai flüchtete. Quelle: E. Meyer-Stiens: Schlagartig brach die Angst durch in M. Wilke, N. Koch: 1945 Kriegsende und Neubeginn, Verlag H. Saade, 1996

Zum Vorsitzenden des Entnazifizierungsausschusses in Osterholz-Scharmbeck wurde der Worpsweder Maler und Schriftsteller Waldemar Augustiny berufen, der den Recherchen des Worpsweder Autoren und Journalisten Ferdinand Krogmann zufolge selbst in den Propagandaapparat der Nazis verstrickt war. Quelle: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und Ralf Rospek: Rezension bei marktplatz-osterholz.de

Bahnhofstraße 113

Bahnhofstr. 113
Aufn. um 1900
v. G.Seedorf aus: H. Siewert Rund um den Scharmbecker Marktplatz – damals. Verl. H. Saade, 1983
Aufn. 2007

Früher Bahnhofstr. 9

1896 eröffnete Friedrich Wilhelm Weberling neben seinem Eisen-, Kurz und Kolonialwarengeschäft ein Putzgeschäft. 1948 eröffnete Cord Lankenau ein Beerdigungs-Institut. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band I+II)

Später entstand hier eine Arztpraxis. Auf dem alten Foto im Hintergrund vermutlich ein Schornstein der Lohgerberei auf dem Grundstück Dewitz am Bach. Quelle: H. Siewert Rund um den Scharmbecker Marktplatz – damals. Verl. H. Saade, 1983. S. 30.

Bahnhofstraße 121

Bahnhofstr. 121
Bahnhofstr. 121 um 1910
von K.-H. Schröder, aus: H. Siewert Rund um den Scharmbecker Marktplatz – damals

An der heutigen Ecke Bahnhofstr./Loger Str. stand bis 1994 ein aus dem 15. Jahrhundert stammender Hof, einer der acht alten Vollhöfe Scharmbecks. Der Grabstein des ersten urkundlich erwähnten Besitzers Johann Hinrich Kloppenburg oder Kloppenborg (*1724 †1788) steht bis heute an der Südwand der Willehadi-Kirche. 1788-1838 folgte sein Sohn Daniel, 1838-1864 dessen Sohn Hinrich Kloppenburg, 1864-1875 dann dessen Schwiegersohn Claus Steffens. Als dieser 1875 auch den väterlichen Hof (Baustr. 9) übernahm, veräußerte er das Haus an der Bahnhofstraße an den Seiler- und Reepschlägermeister Wilh. Christ. Friedr. Berg. 1892 folgte der Sohn Wilhelm Berg und 1945 dessen Sohn Fritz Berg. Bis zu dessen Tode 1948 wurde hier das Seilerhandwerk ausgeführt, die Witwe Katharina Berg lebte hier bis mindestens 1967.

1973 wurde im Haus die Geschenk-Boutique „Dat is’t“ (Inh. S. Groothedde) eröffnet, 1978 wurde sie von Ute Lüdtke übernommen. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

1994 brannte der Hof vermutlich in Folge einer Brandstiftung ab. Sein letzter Besitzer war der Seilermeister Fritz Berg junior, der mit Anna Ficken aus Scharmbeckstotel verheiratet war.
Heute findet sich an der Ecke ein ca. 1995 von dem Osterholz-Scharmbecker Bauunternehmer Klaus Sewtz im Auftrag der Volksbank erbautes Wohn- und Geschäftshaus mit der Postanschrift Bahnhofstr. 119 (neuere Entwicklung im dortigen Artikel).

Bahnhofstr. 76

Bahnhofstr. 76
Bahnhofstr. 76 (im Bild re.) ca. 1925
(weiterhin in Bildmitte Nr. 78 und li. im Bild Nr. 84)
aus: J. Meyer-Korte: Osterholz-Scharmbeck in alten Ansichten Band 2
Bahnhofstr. 76 2007
2007

Früher Im Weißen Sande und Bahnhofstr. 14.

1815 nahm Johann Kattenhorn im Landwehrbataillon des Königreichs Hannover (Personalunion mit Großbritannien) an der Schlacht bei Waterloo teil. Das ehemalige Kattenhornsche Gasthaus Am weißen Sande war Mitte des 19. Jh. ein belebter Treffpunkt für viele Reisende. Die damalige Unzufriedenheit mit den Kutschverbindungen nach Bremen motivierte den Landwirt Johann Kattenhorn, 1845 eine regelmäßige Kutschverbindung zwischen Scharmbeck und Bremen einzurichten. Diese Verbindung mit Abfahrt gen Bremen „zur passenden Vormittagsstunde“ und Heimfahrt „gegen Abend“ erfreute sich großer Beliebtheit. Der zunehmende Personenverkehr führte alsbald zum Antrag auf eine Schankkonzession, dem auch entsprochen wurde. Zusätzlich zum Linienverkehr nach Bremen wurden „Individualreisen“ in Landauern angeboten, die insbesondere von Geschäftsreisenden in Anspruch genommen wurden. Ein großer Tag war der 7. August 1862, als König Georg V. vom Schützenverein und den Bewohnern Scharmbecks bei seinem Besuch hier begrüßt wurde. Quelle: J. Segelken Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967. Verl. H. Saade, 1967.

1871 wurde Johann Kattenhorn Scharmbecker Schützenkönig. 1898 übernahm sein Sohn Hermann Kattenhorn Hof und Gasthaus. Dessen Witwe Anna führte den Betrieb bis 1931 weiter. 1927 eröffnete August Sbosney im Haus seine Praxis für Massage- und Kneipp-Heilkunde. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 125, 194, 394.)

1991 kam es durch einen Brand zu einem Schaden in Höhe von ca. DM 50.000, 1993 schließlich wurde das Haus abgerissen. 1995 entstand das heutige Wohn- und Geschäftshaus mit Eigentumswohnungen und Tiefgarage. Erstbezieher waren 1995 die Boutique Kai (Inh. E. Heins) und das Spielzeug-Fachgeschäft Kunterbunt (Inh. Heiko Schwark). (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

2007: u. a. Friseur Cut & Color

Büssing-Werke

1961 erwarben die Braunschweiger LKW-Bauer Büssing die ehemaligen Frerichs-Werke aus der Konkursmasse der Borgward-Werke und wurden damit der größte LKW-Produzent in Europa. Quelle: Die Büssing Automobilwerke in Braunschweig
1962-68 erwarb die Salzgitter AG die Aktien der Büssing AG. Mit dem Ende des „Wirtschaftswunders“ erlebt Fa. Büssing ab 1963 einen kontinuierlichen Umsatzrückgang. 1965-69 wurde mit der BS-Serie die letzte neue Modellreihe vorgestellt und gefertigt, die ersten Büssing-LKW mit „kantigem“ Führerhaus. 1968 schied die Fam. Büssing endgültig aus dem ehemaligen Familienunternehmen aus, von 1968 bis 1971 wurde die Aktienmehrheit des Unternehmens schrittweise von der Fa. MAN übernommen. Seit 1972 wurden die Fahrzeuge als MAN-Büssing gebaut, aber bereits nur noch als „Marke: MAN“ in den Fahrzeugpapieren geführt. Das Werk in Osterholz-Scharmbeck wurde bereits 1969 an die Faun-Werke verkauft.

[Ehemaliger Standort]

Frerichs & Co

Das ehemalige Fabrikgelände südlich des Bahnhofs, auf dem heute u. a. die Stadthalle steht, hat eine wechselvolle und interessante Geschichte hinter sich.

1864 oder 1865 baute die aus Rönnebeck zugezogene Firma Frerichs & Co unmittelbar am damals neu entstandenen Bahnhof eine Eisengießerei und Maschinenfabrik. 1904 wurde das Werk für den Bau größerer Schiffe erheblich vergrößert. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden überwiegend Schiffe und Schiffsdieselmotoren, während des Krieges hauptsächlich Granaten produziert. Zwischen 1900 und 1929 entstanden hier etwa 50 Heckraddampfer, die vorwiegend auf den großen Flüssen Südamerikas und Afrikas zum Einsatz kamen.

1927 brannte die Eisengießerei ab und wurde wegen finanzieller Probleme nicht wieder aufgebaut. Im Juli 1929 übernahm der Magistrat der Stadt eine Bürgschaft bis zu 300.000 Mark und entsandte Bürgermeister Karl Stephan in den Aufsichtsrat. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1) Die Weltwirtschaftskrise führte schließlich zum Konkurs des Unternehmens, im Juli 1931 wurde der Betrieb eingestellt. Als Hauptgläubiger übernahm die Stadt das Grundstück und die Fabrikgebäude. (Quellen: geschichtsatlas.de: Fahrzeugwerke Fritz Drettmann und J. Meyer-Korte: Osterholz-Scharmbeck in alten Ansichten Band 2, 1990)

[Ehemaliger Standort]

Kaufhaus Reuter

1927 erwarb Friedrich Walter Reuter in der Rübhofstr. das Kaufhaus Schmonsees und verlegte es im gleichen Jahr in die Bahnhofstr. 26-28. Als Kaufhaus Reuter prägte es fast 80 Jahre das Wirtschaftsleben der Stadt.

1962 wurden eine Lebensmittel- und eine Haushaltswarenabteilung eröffnet. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Im September 2002 feierte das Kaufhaus noch sein 75-jähriges Bestehen. 2003 musste es Insolvenz anmelden, der Betrieb konnte aber mit einer Bürgschaft des Landes Niedersachsen und dem Sortiment des Karstadt-Konzerns vorerst aufrechterhalten werden. Im August 2005 schlossen sich die Ladentüren endgültig und die 80 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Im April 2007 wurden Gebäude und Grundstück zwangsversteigert, den Zuschlag erhielt für 2.22 Mio € die Kreissparkasse. (Quelle: buten un binnen)

Lt. Stadtchronik hat Kaufhaus Reuter bereits 2001 das Insolvenzverfahren beantragt. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Weitere Informationen zum Grundstück unter Bahnhofstr. 26-28.

Waldhaus

Unter dem Namen Windhorsts Gasthaus eröffnete der Bahnhofswirt Hinrich Windhorst 1864 direkt am Klosterholz (Hohetor 57, später Nr. 2) einen Saal mit Sommergarten, um die zunehmende Zahl an Ausflüglern zu bewirten. An den Wochenenden waren nach Anschluss an das Reichsbahnnetz immer mehr Gäste insbesondere aus Bremen gekommen. Ein Jahr später entstanden direkt gegenüber die Lokale Bremer Haus (bis 1896 Friedrich Zemplin) und Hansa-Haus (bis 1872 Hr. Borgeloh). 1884 weihte F. Windhorst im Neubau einen neu eingerichteten Saal ein.

Osterholz. Gestern war unser Gehölz, speciell aber die direkt daran belegenen Gastwirtschaften der Herren Stelljes und Windhorst (Hohetor), wieder durchaus stark von Vergnügungsreisenden aus Bremen und Bremerhaven besucht. Man schätzt die Zahl der Fremden, die gestern hier waren, auf ca. 600 Personen. … Gegen 10 Uhr abends marschierte der größte Teil der Fremden unter Vorantritt eines Musikchors in langem Zuge, mit Hunderten von bunten Lampions die schattigen Waldwege feenhaft beleuchtend, dem Bahnhofe zu, um per Extrazug wieder zurückzufahren. (Lokale und provinzielle Nachrichten 19. Juli 1886)

Im Jahr 1893 firmierte das Etablissement in einer Anzeige in der Festzeitschrift des Kriegervereins unter dem Namen Zum Deutschen Garten (Inh. F. Windhorst). 1907 wurde im Lokal Windhorst der Bürgerverein Osterholz mit 130 Mitgliedern gegründet. Vom 7. bis 14. Mai 1911 wurde „im Windhorstschen Saale zu Osterholz“ das „Festspiel Der deutsch-franz. Krieg 1870/71 mit verbindender Dichtung und Musik“ aufgeführt. 1913 wurde das Hohetor in Hohetorstraße umbenannt. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

1935-1959 war Karl Hollenbeck Wirt des Waldhauses. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Gegen Ende des 2. Weltkrieges diente das Gasthaus als Lager für Fischerei-Zubehör, nach dem Krieg dann für militärisches Gerät der US-Army. Später wurde es von den US-Soldaten als Club genutzt, nach deren Abzug wieder als Gasthaus, dessen Bewirtung Windhorst an Karl Hollenbeck übergab. Quelle: Osterholzer Kreisblatt 25.8.2007

1959 übergab Hollenbeck die Gaststätte an Henry Hohenstein. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

2001 schloss Familie Heckel das Traditionslokal in der Hohetorstr. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

[Standort]

Steeneck

Am 1. April 1929 feierte das Baugeschäft Steeneck & Mevius sein 80-jähriges Bestehen. Gegründet 1849 von Maurermeister F. H. Steeneck, wurde es 1880 von dessen Sohn Johann übernommen, der im Januar 1919 den seinerzeitigen Prokuristen Maurermeister Carl Mevius als Teilhaber aufnahm.

Johann Steeneck wurde anlässlich des Scharmbecker Schützenfestes 1925 zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 373.

1925 macht der Maurermeister Hermann Steeneck in der Koppelstr. 191 ein Baugeschäft auf. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 374.

Am weißen Sande

Die Straße Am weißen Sande verbindet die heutige Bahnhofstraße mit der heutigen Lindenstraße. Über den Ursprung des Straßennamens hört man verschiedene Überlieferungen. Meist beziehen sie sich auf den Fahrbahnbelag, der bis in die 1960er-Jahre sandig und sehr weiß gewesen sein soll.

Tatsächlich jedoch war der weiße Sand eine Anhöhe im Osten der ursprünglich um den Scharmbecker Bach gelegenene Ansiedlung Scharmbeck, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Sandkuhle zur Gewinnung von Baumaterial genutzt wurde. Im Jahr 1831 wurde „an der sandigen südlichen Höhe des Weißen Sandes“ der neue Scharmbecker Friedhof (Johannisfriedhof) angelegt, nachdem der alte Friedhof an der St. Willehadikirche nur noch eine errechnete „Ruhezeit“ von 13 Jahren erlaubte. 1871 wurde der Land- und Gastwirt Johann Kattenhorn (Im weißen Sande 14, später Bahnhofstr. 76) Scharmbecker Schützenkönig. 1887 verkaufte die Gemeinde Osterholz die in der „Feldmark“ liegende Sandkuhle an den Maurermeister Johann Steeneck. Er planierte den abgetragenen Teil, der fast bis an den Passweg (später Lindenstraße) reicht, und bereitete dort Bauplätze vor. 1925 erfolgte aus Beschluss des Scharmbecker Magistrates die Umbenennung von „Hohlweg“ in „Richtweg“.

1926 wird bei einer Magistratssitzung diskutiert, den Bauplatz an dem Richtweg Nr. 12 „unter der Hand“ zu verkaufen, um Mittel für den Bau einer Warmwasserbadeanstalt aufzubringen.Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

Stehnke

1868 machte sich Maurermeister Gottfried Stehnke (Koppelstr. 174, später 28) selbständig. Unklar ist, ob er identisch oder verwandt mit dem „Tagelöhner Gottfried Stehnke“ (1842-1903) war, der am 12. März 1872 in den Vorstand des Sozialdemokratischen Arbeitervereins Scharmbeck gewählt wurde.

1885 wurde der Maurermeister Gottfried Stehnke (Koppelstr. 174, später 31) beim Scharmbecker Schützenfest Vizekönig. 1886 und 1889 wurde er zum Bürgervorsteher 2. Klasse gewählt. 1887 legte er den Grundstein für den Schulneubau in Westerbeck, der von ihm ausgeführt wurde. 1890 wurde ihm auch bei der Abnahme des Schulhausneubaus in Garlstedt „tadellose Ausführung“ attestiert. 1910 übernahm er die Maurerarbeiten für den Geräteschuppen der neu zu errichtenden Kleinbahnstation. 1913 kaufte er für 2.500 Mark das Helmkensche Wohnhaus in der Koppelstr. 173. 1914 wurde er zum Obermeister der der Baugewerken-Innung gewählt. Ein Gevert Stehnke gehört zu den Gefallenen im 1. Weltkrieg. Seine Witwe eröffnete 1919 in der Koppelstr. 477 ein Porzellan-, Glas und Steingutwarengeschäft. 1926 wurde der Maurermeister Gottfried Stehnke Präsident des Kegelclubs „Gut Holz“.

Sein Sohn Gottfried wurde 1910 in den Scharmbecker Schützenverein aufgenommen, 1928 wurde er Vorsitzender des neu gegründeten Junghandwerkerbundes Osterholz-Scharmbeck. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1 1932 übernahm der junge Gottfried die Firma. 1978 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Quelle: E. Meyer-Stiens: Heimliche Hauptstraße, Verl. Saade, 2000 1986 starb er im Alter von 79 Jahren. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

Das Bauunternehmen Gottfried Stehnke feierte im Dezember 1993 sein 125-jähriges Bestehen.

St. Willehadi-Kirche

Willehadi-Kirche in Osterholz-ScharmbeckBereits im Jahr 850 wurde am Scharmbecker Markt aus Holz die älteste Kirche der Gegend gebaut und erhielt den Namen des ersten Bremer Bischofs, des Heiligen Willehad. Von der 1150 neu errichteten Kirche aus Feldsteinen sind die Turmmauern bis heute erhalten. Das Kirchenschiff wurde 1745 durch ein wesentlich größeres Gebäude ersetzt, das bis heute erhalten ist. 1883 mussten die vier kleinen Ecktürmchen des Turmes von Maurermeister Johann Steeneck wegen Einsturzgefahr entfernt werden. Die kleine Glocke und die Uhrschlagglocke wurden 1915 für die Kriegsindustrie geopfert.

Eine 1678 von Arp Schnitger für 250 Reichsthaler gebaute Orgel wurde 1734 durch das noch heute gespielte und vom Schnitger-Schüler Erasmus Bielfeldt gebaute Instrument ersetzt, die sog. Erasmus Bielfeldt Orgel. Dem renommierten Orgelsachverständigen und Organisten Prof. Harald Vogel zur Folge ist „ein solches original erhaltenes Instrument … einzigartig“. Es sei das vollständigste und klanglich am besten erhaltene Werk aus der Schnitger-Schule und gehöre zu den wichtigsten historischen Orgeln Deutschlands. (Quelle: Hamme Report 28.1.2009)
„St. Willehadi-Kirche“ weiterlesen

Mühle am Hafen

Hafen mit Mühle1769 baute Lüer Steffens am Osterholzer Hafen einen Galerieholländer. 1864 wurde die Mühle von der Familie Wohltmann gekauft, 1879 war sie an Hr. Hauschild (Vegesack) verpachtet. 1907 verkauften die Wohltmann-Erben die Kornmühle an Albert Puff, der auch als Motorbootkapitän (vom Hafen zu den Hammehütten) tätig war. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1)

Puff legte die Mühle 1932 still, 1946 verlor sie durch Blitzschlag ihr Windwerk. Später wurde hier ein Jugendtreff eingerichtet, seit 1960 betreibt Peter Bruns sein Jazz-Lokal, das über Jahrzehnte weit überregionale Bedeutung besaß.

[Standort][mehr Fotos]

Kleinbahnhof

Ebenso wie der Worpsweder Bahnhof wurde auch der Kleinbahnhof in Osterholz-Scharmbeck (ehemals „Osterholz-Scharmbeck-Ost“, heute auch Kulturzentrum oder KUZ genannt) von Heinrich Vogeler entworfen, den Auftrag der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn erhielt er 1910. Die Gleise verliefen unmittelbar vor dem Gebäude, wo sich heute die Straße befindet. Nach Einstellung des Kleinbahnbetriebes 1974 diente das Gebäude u. a. als Warenlager und Asylbewerberheim, bevor es 1984-1986 durch den Verein Kulturzentrum e.V. nach Plänen Vogelers restauriert wurde. Am 14.12.1986 wurde das Kulturzentrum offiziell eröffnet, Vereinsvorsitzender damals Rainer Ohntrup. Als Mieter nahm der von Eltern selbstorganisierte „Kinderladen e.V.“ seine Arbeit auf.

Der Kleinbahnhof steht heute unter Denkmalschutz.

[Standort]

Geheimgang am Kloster Osterholz

Wahrscheinlicher Grundriss im Jahr 1200
Wahrscheinlicher Grundriss im Jahr 1200

Das Osterholzer Kloster, von dem nur die St. Marienkirche und vermutlich ein Wirtschaftgebäude im südlichen Teil des ehemaligen Westflügels (heute Baumhof 5) übrig sind, verfügte wahrscheinlich über einen unterirdischen Fluchtweg. Als Geheimgang zum Zisterzienserkloster Lilienthal ist er Bestandteil alter Erzählungen, in Zeichnungen ist er als unterirdischer Gang eingezeichnet. Volker Müller hat 1973 das Haus Baumhof 5 gekauft und zur 800-Jahr-Feier des Klosters (1982) in seinem Keller den Anfangsteil eines 90 cm hohen und 50 cm breiten Ganges freigelegt. Er vermutet, dass er nach einigen hundert Metern im Moor endete und von dort ein Knüppeldamm nach Lilienthal führte. Quelle: Osterholzer Kreisblatt 14.8.2007

[Standort]

Segelken, Johann (Heimatforscher)

Johann Segelken (1887 – 1975), wohnhaft Lindenstr. 13. Quelle: K. Beer Ein Denkmal für Familie Cohen die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat. Verl. H. Saade, 2001. Sein Vater war am 3. Oktober 1838 geboren. Quelle: J. Segelken Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch. Selbstverlag, 1938.

Seit mindestens 1922 war er Lehrer für Deutsch an der Landwirtschaftlichen Schule (ebenso wie Hermann Fitschen).

1928 gründete er mit Hermann Fitschen, H. Büsing und H. Ropeter den „Plattdütschen Verein“.

1929 wurde er mit Bürgermeister Karl Stephan, Buchdruckereibesitzer Heinrich Saade, Architekt Hans Stolte und Hermann Fittschen in den Vorstand des neu gegründeten Heimat- und Museumsverein gewählt. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1

Am 1.10.1952 ging Segelken in den Ruhestand. 1964 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und wurde Ehrenmitglied des Vereins „Amt-Osterholz“ in New York. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)

1938: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch. Selbstverlag
1939: Die Geschichte der Juden in unserer engeren Heimat Quelle: K. Beer Ein Denkmal für Familie Cohen die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat. Verl. H. Saade, 2001.
1967: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967

Fotos: Historisch

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