Juden in OHZ

Synagoge in Osterholz-Scharmbeck
Ehemalige Synagoge in der Bahnhofstraße
nach der Reichsporgromnacht 1938
Osterholz und Scharmbeck waren vor 150 Jahren eine Hochburg jüdischer Ansiedlung im Elbe-Weser-Dreieck. Noch zu Beginn des 20. Jh. waren viele jüdische Mitbürger in Osterholz-Scharmbeck als Kaufleute, Ärzte, dekorierte Kriegsteilnehmer und Heimatforscher respektiert und bei Vielen im Ort beliebt. Die Geschichte ihrer Demütigung, Vertreibung und fast vollständigen Vernichtung in den Jahren 1933-45 ist wegen ihrer „Überschaubarkeit“ und der lokalen Bezüge ein bedenkenswertes Lehrstück über menschliche Schwächen, Toleranz und Zivilcourage.

„Das meiste Unrecht beginnt im Kleinen – und da lässt es sich mit Mut und Zivilcourage noch bekämpfen.“
Roman Herzog (ehemaliger Bundespräsident) im Mai 1997

Beachtlich sind auch Schicksal und Auftreten Wilhelm Arons, des einzigen „Volljuden“ unserer Stadt, der nach diesen Ereignissen an seinen Heimatort zurückkehrte.
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Bahnhofstraße 105

Jüdisches Mahnmal Osterholz-Scharmbeck
Die ehemalige Synagoge nach der Reichspogromnacht 1938
Das Grundstück an der Bahnhofstraße 105 (früher Chausseestraße und Bahnhofstr. 136) im Zentrum von Osterholz-Scharmbeck ist überaus geschichtsträchtig. Das heutige Wohn- und Geschäftshaus mit den Hausnummern 99-105a steht erst seit 2005, an seinem unteren Ende befand sich noch bis 2004 das Gebäude der ehemaligen jüdischen Synagoge.
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75 Jahre Reichspogromnacht

Einführung vom stellv. Bürgermeister Klaus Sass
Gedenkfeier Reichspogromnacht Osterholz-Scharmbeck
Die Namen der Opfer ...
gelesen von Ulrich Marahrens und Volker Müller
Ohne auf die in meinen Augen sehr akademisch-abgehobene Diskussion um die politisch korrekte Bezeichnung der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 eingehen zu wollen, will ich unter dieser Überschrift kurz über die Gedenkfeier am Mahnmal in der Bahnhofstraße und die Ausstellungeröffnung im Rathaus berichten.

Samstag morgen um 10.30 Uhr trafen sich auf Einladung der Stadt etwa 30 Menschen an der Gedenkstätte, die ja bekanntlich auf einem Teil des Grundstückes der ehemaligen Synagoge steht.

Nach der Begrüßung durch den stellv. Bürgermeister wurden die Namen und Adressen der jüdischen Bürgerinnen und Bürger Osterholz-Scharmbecks verlesen, die Opfer des Nazi-Terrors wurden. Die Erinnerung an sie fand mit einer Schweigeminute und vielen Blumen und Steinen auf dem Gedenkstein ihren Ausdruck.

Im Anschluss, nach einem kurzen Fußweg zum Rathaus, eröffnete Sass dort die Ausstellung Reichspogromnacht – 75 Jahre danach. Diese erstmals 2002 von Claudia Körber zusammengestellte, 2006 anlässlich der Eröffnung der Gedenkstätte von Horst Böttjer (Stadt Osterholz-Scharmbeck) und Ilse Schröder (Ökumenischen Arbeitskreis 9. November) überarbeitete und jetzt von Sonja Sancken, Ilse Schröder und Horst Böttjer erneut aktualisierte Ausstellung wird dort bis zum 29. November im Foyer gezeigt.

Meyer, Hanni

Hanny Meyer geb. Cohen
Hanny Meyer geb. Cohen
Hanny Meyer (1905-1942, geb. Cohen), in vielen Quellen auch Hanni geschrieben, wurde am 31. März 1905 in Scharmbeck als zweites Kind des jüdischen Ehepaares Siegmund Cohen (1871-1939) und Clara Cohen (1871-1942, geb. Assenheimer) geboren. Ihre Eltern waren etablierte Geschäftsleute in Osterholz-Scharmbeck, die ebenso wie Hanny im Nationalsozialismus entrechtet und umgebracht wurden.
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Cohen, Clara und Siegmund

Stolperstein für Clara Cohen vor dem Haus Elsässer Straße 114 in Bremen
Stolperstein für Clara Cohen vor dem Haus Elsässer Straße 114 in Bremen
Siegmund Cohen (geb. 19. März 1871, gest. 20.11.1939) und seine Frau Clara Cohen (geb. Assenheimer, geb. 28.05.1871 in Ottersberg / Achim, gest. 28.07.1942) waren Anfang des 20. Jh. etablierte Geschäftsleute in Osterholz-Scharmbeck, die im Nationalsozialismus entrechtet und umgebracht wurden.
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Cohen, Dr. Richard

Dr. Richard Cohen (1872-1938) war zu Beginn des 20. Jh. über 30 Jahre lang ein angesehener Arzt und Lokalpolitiker in Scharmbeck. Im Nationalsozialismus wurde er entrechtet und in den Freitod getrieben.

Richard wurde als siebentes Kind der Eheleute Meyer Cohen und Elise Cohen (geb. Hattendorf) geboren, die in der Hohetorstraße 14 (damals Nr. 51, gegenüber der Einmündung Neue Straße) einen Manufakturladen besaßen. Sein Vater war ein eingesessener Kaufmann in Osterholz, aktiv im Schützenverein und einer der Mitbegründer des Erntefestes. Vier von Richards Geschwistern starben im Kindesalter, sein ältester Bruder Alfred (1864-1942) übernahm das elterliche Geschäft in Osterholz und der zweitälteste Bruder Siegmund (1871-1939) den Manufakturladen Ehlen in der Bahnhofstraße 37.

Richard besuchte nach der jüdischen Elementarschule in der Bahnhofstraße eine höhere Schule in Bremen. Danach studierte er Medizin in Berlin und promovierte dort auch. Er ließ sich dann als Arzt in Ritterhude nieder, übernahm aber wenig später im Jahr 1899 die Praxis des verstorbenen Dr. Neander in Scharmbeck in der späteren Marktstraße 5.

Richard war deutsch und vaterländisch orientiert, flaggte bei öffentlichen Anlässen schwarz-weiß-rot und meldete sich im 1. Weltkrieg freiwillig. An der französischen Front diente er als Sanitätsrat und wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 1917 wurde er in Scharmbeck zum Bürgervorsteher 2. Klasse gewählt und 1919 erlangte die Bürgerliche Liste mit dem Spitzenkandidaten Dr. Cohen bei der Wahl zur Scharmbecker Gemeindevertretung 9 von 15 Sitzen, Cohen wurde auch in den Kreistag gewählt. Als eine neue Ortsverfassung das Bürgervorsteherkollegium 1920 auf eine Ebene mit dem Magistrat hob, wählte es Cohen zu seinem Wortführer.

1938 wurde Dr. Cohen Berufsverbot erteilt, er starb am 8. April in Scharmbeck verarmt und seelisch gebrochen an den Folgen eines Suizids. Quellen: Menkhoff und Sterberegister

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